: Standbild: Achtung: Panzer im Liebesleben
■ "Liebes Leben", Sonntag, 3.3., 20.15 Uhr, ZDF
C-a-f-f-e-e..., mit dem Klavier mal eben so dahingeperlt, ganz leicht. Da wir im Fernsehen sind, blicken wir dazu auf die Oberfläche einer Tasse Kaffee. Ein Sahnehäubchen verläuft sich gerade im Schwarz.
So hätte unser Standbild beginnen können, dürften wir Tassilo besprechen, jene — ja, wir wagen es — künftige Kultfigur, die ihren Nachnamen Grübel so wunderbar mit drei „l“ enden lassen kann. Und Sätze — wer kann so unnachahmlich sein Mündchen falten wie Bruno Ganz — entschweben diesem: „Ilse, ein wunderschöner Name — wie ein Jugendstiljuwel!“ Aaah, so etwas schlürfen wir. Hingegen müssen wir nun dem vom Medienredakteur gewünschten Liebes Leben auf gröblichere Weise beikommen. Von der Liebe angeblich also redeten da drei kurze Stückchen, besser vielleicht von der Sexualität, aber eigentlich nur davon, daß das Ausleben selbiger ganz böse Folgen hat:
Fall eins: Ehefrau, sich selbst charakterisierend: „Ich war keine schöne Frau, keine besonders intelligente, aber ich war eine gute Frau“, sucht Sekretärin und langjährige Geliebte ihres Mannes im Büro auf. Sie teilt ihr mit, daß er nunmehr beabsichtige, sich scheiden zu lassen, was jene, auch nicht mehr ganz jugendfrisch (Rosemarie Fendel, gut wie immer), mit einem zarten Hoffnungsschimmer überzieht.
Doch ach, der Langgeliebte ist ein Schwein wie alle Männer, er hat eine Neue, Junge, mit Bikinifigur. Er ist ein ziemliches Ekel, heißt nicht zufällig Stahl und benimmt sich wie unsere Väter nach dem Motto: Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst...
Das „merkbar sich wandelnde Verhältnis der Geschlechter“ (so das Ziel des Films laut Ansagerin) bestand nun offenbar darin, daß die als intelligent angesehene Sekretärin ihren Götterchef auflaufen läßt und ihn völlig unmöglich macht. Sofort verdingt sie sich — wo bitte wandelt sich hier was — bei einem anderen aus der Vorstandsetage.
Vom zweiten Filmchen wollen wir ganz schweigen, sonst erregen wir uns zu sehr. Dem Liebesakt entspringt hier ein Kind.
Der dritte spielt im Hausfrauen-/ Ärzteroman-Milieu und endet damit, daß die ein- und erstmalig fremdgehende Ehefrau (sie will nicht warten, bis er „erst mal seinen Oberarzt hat und sich dann alles ändert“) bei einem Unfall fast zu Tode kommt.
Im Fernsehen darf scheinbar jeder verklemmte Blödmacker seine „Sexualität braucht Strafe“-Phantasien ungestraft aufs Volk ablassen. Wenn einer Panzer heißt, wie der Regisseur des Films, kann er ja nichts dafür. Aber wenn er Filme macht, die den Eindruck hinterlassen, da sei einer so darübergekachelt, daß jedes mühsam ausgedachte, vielleicht doch liebevolle Detail (zum Beispiel die Rosemarie Fendel in den Mund gelegte „weiße Fahne“ — sie kapituliert natürlich in Wirklichkeit vor Krupp„Stahl“) plattgewalzt wird, dann muß er ertragen, daß man seinen Namen unweigerlich für Omen nimmt. Sigrid Bellack
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