piwik no script img

Ein vermeidbarer Punktverlust-betr.: "Die Teilkultur im Neon-Leibchen", taz vom 19.2.91

betr.: „Die Teilkultur im Neon- Leibchen“, taz vom 19.2.91

Ihr freßt täglich mein bißchen Freizeit (ich schaff's einfach nicht, die taz ungelesen wegzulegen, und nun ist sie sogar noch dicker geworden!), und dafür möchte ich mich heute mal wieder zurückschlagenderweise revanchieren.

Es gibt zugegebenermaßen vielleicht wichtigere Anlässe, sich zu äußern, so zum Beispiel (doch halt: ein Spiel — egal, mit welcher Vorsilbe — ist das beim besten Willen nicht, aber den besten Willen hat ja offenbar nicht jeder...), zum Exempel also den Golfkriegswahnsinn etwa. Doch da ist die Diskussion in vollstem Gange und bei Euch so kontrovers, wie man es sich zur gründlichen Behandlung und Klärung nicht besser wünschen kann. Die endgültige Antwort kann sowieso niemand geben, dazu ist diese Welt schon viel zu bizarr. Ich werde es auch nicht versuchen.

Es ärgert mich nur, wenn die taz, die durch flinke Zunge, scharfe Kralle und helles Köpfchen unentbehrlich geworden ist, sich gelegentlich so unter Wert handelt. An die unsäglichen Satzfehler, redaktionellen (ha! ich auch schon!) Schludrigkeiten und vernichtenden Schläge gegen die Schulgrammatik habe ich mich nun schon mit traurigem Zähneknirschen gewöhnt (richtiger: ich habe resigniert — aber vielleicht ist es ja auch eine Denksportaufgabe, etwa: „Mit falschem Beispiel zum richtigen Sprachempfinden“?), aber wer auf den „netten blauen Trainingsanzügen“ der DDR-Sportler Hammer und Sichel gesehen haben will, scheint etwas von der taz-üblichen Beobachtungsgabe fehlen zu lassen. Das DDR-„Embembel“ rührt mich nicht zu Tränen, aber so viel Ignoranz kennt man eigentlich eher von Blättern mit größeren Schlagzeilen. Kann natürlich sein, daß es als Anspielung gemeint war des Inhaltes, daß der Unterschied eh nicht groß gewesen sei? Dann mag es vielleicht angehen. Andernfalls würde ich doch hoffen wollen, daß auch taz-Redakteure schon so weit abgehoben hätten, eine Sichel nicht mit einem Zirkel nebst verbogenen Getreidehalmen auseinanderhalten zu können. Torsten Haselbauers letzter Satz mindestens spricht eigentlich dagegen.

Wie gesagt, es ist nicht so wichtig, aber ein vermeidbarer Punktverlust. Kay Gürtzig, Ilmenau

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen