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Ist mein Hund wirklich farbenblind?

■ 143 junge BremerInnen entdeckten Erstaunliches und Kurioses für den Wettbewerb „Jugend forscht“

Auch im vergangen Jahr haben Jugendliche aus Bremer Schulen und Ausbildungsstätten wieder „quer durch die Probleme des Alltags“ geforscht. Gestern wurden die 80 Arbeiten der insgesamt 143 TeilnehmerInnnen des Wettbewerbs „Jugend Forscht“ in der ehemaligen „Air Bremen“-Halle am Flughafen Bremen ausgestellt.

Ulf Lehmann, sechste Klasse im Schulverbund Lesum, wollte zum Beispiel herausfinden, ob sein Hund Farbenblind ist oder nicht. „Ich habe in einigen Büchern gelesen, daß Hunde nur Grautöne sehen und in anderen, daß sie auch Farben wahrnehmen“, erzählt er. „Und da wollte ich es genau wissen.“

Ulf stellte einige Wochen lang das Futter seiner Hündin Donna auf verschiedene Farbpappen. „Erst war Donna sehr mißtrauisch, aber dann hat sie sich daran gewöhnt und auch auf der Farbunterlage das Futter angenommen“, erzählt er. Durch häufiges Vertauschen der Farbunterlagen fand Ulf heraus, daß sich Donna auf jede der vier gewählten Farben trainieren läßt. „Was ich aber nicht genau weiß, ist, ob dabei auch die unterschiedlichen Helligkeiten der Farben eine Rolle spielen“, sagt er. Das nächste Mal, hat sich Ulf fest vorgenommen, soll die Reaktion seines Hundes auf verschiedene Gerüche untersucht werden.

Gibt es schon in der Grundschule Sexismus?, fragten sich Katja Rogucki und Sylke Meyer aus der 13. Klasse des Schulzentrums Bördestraße. „Uns ist aufgefallen, daß in den Physik-Leistungskurs nur zwei Mädchen gehen und da haben wir uns überlegt, wie das eigentlich kommt“, erzählt Katja. Gemeinsam mit ihrer Freundin Sylke setzte sie sich in verschiedene Unterrichtsstunden der Grundschulklassen 1 bis 4. „Auf Strichlisten haben wir festgehalten, wie oft Mädchen und Jungen beim Lesen oder bei Fragen drankommen, wer wie oft gelobt oder getadelt wird.“

Die Ergebnisse der jungen Forscherinnen: Jungen werden von den Lehrern, nach allgemeinen Fragen an die Klasse, zu 40 Prozent mehr aufgerufen als Mädchen. Beim Lesen ist es umgekehrt. Hier werden Mädchen 30 Prozent mehr berücksichtig. Auch beim Lob schneiden Mädchen um zehn Prozent besser ab als die Jungen, die in der Regel doppelt so oft wie ihre Kameradinnen getadelt werden.

Jungen bekommen viel mehr Aufmerksamkeit vom Lehrer

„Mädchen werden viel weniger zum selbständigen Denken angeregt und geben in der Stunde überwiegend Gelesenes wieder“, faßt Katja zusammmen. Außerdem würden Jungen, auch wenn es sich häufig um Tadel handele, insgesamt mehr Aufmerksamkeit erhalten. Das Verhalten der Lehrer, so finden die beiden Nachwuchsforscherinnen, unterstützt genau das, was auch von zu Hause vorgegeben wird.

Angeblichen Energiereflexionen in der „Königs“-Kammer der Cheops-Pyramide sind Christian Boedtger und Christian Stegmann aus der 9.Klasse des Schulverbund Lesum nachgegangen. „Wir haben gehört, daß in Modellen dieser Pyramide zum Beispiel Lebensmittel konserviert oder mumifiziert wurden“, erzählt Christian B.. Um ein Experiment mit Fleisch und Honig durchzuführen bauten sie sich ein solches Modell aus einer drei Millimeter dicken Pappe. Die Lebensmittel wurden nacheinander für längere Zeit an die Stelle der Königskammer gelegt. „Beim Honig gab es keine besonderen Veränderungen, aber das Fleisch in der Pyramide trocknete drei Tage eher als außerhalb“, sagt Christian B.. „Aber das tollste war unser Psycho-Versuch.“ Er hatte, um sich nach dem Schlafen besser konzentrieren zu können, das Modell unter das Bett gelegt. „Am nächsten Morgen war ich total geschafft und müde, irgendwas mit der Ausrichtung muß schief gelaufen sein“, gesteht Christian B.

Noch bis zum Mittwoch werden die Forschungsergebnisse der SchülerInnen von Preisrichtern begutachtet. Am Donnerstag erfahren sie dann wer von ihnen einen der Geld-, Reise- oder Bücherpreise gewonnen hat. Noch wichtiger allerdings ist für die meisten, ob sie das Land Bremen auf dem Bundeswettbewerb vom 2. bis 5. Mai in Würzburg vertreten dürfen. Birgit Ziegenhagen

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