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Mord in der S-Bahn ungeklärt

■ Mordkommission fahndet nach geflohenem Psychiatrie-Insassen/ Der Mann steht im Verdacht, zwei Frauen in der S-Bahn niedergestochen zu haben

Berlin. Die Mordkommission fahndet mit Hochdruck nach dem 57jährigen Hans M., der im dringenden Tatverdacht steht, zwei Frauen in S-Bahn-Zügen niedergestochen zu haben. Der etwa 1,60 Meter große Mann, der als sehr blaß beschrieben wird, war am 20. Dezember vergangenen Jahres während einer Ausführung zum Einkauf aus der psychiatrischen Abteilung des Klinikums Buch geflüchtet. Dort war er 1989 aufgrund eines Beschlusses eines Zivilgerichts unbefristet untergebracht worden, nachdem er eine Frau in seiner Wohnung vergewaltigt, mit Strom getötet und den Leichnam aus dem Fenster geworfen hatte.

Nach Angaben der Mordkommission steht Hans M. in dringendem Tatverdacht, am 1. Januar dieses Jahres gegen sechs Uhr morgens in der S-Bahn kurz vor dem Mexikoplatz die 19jährige Nicole Sch. aus Potsdam durch einen Messerstich in den Rücken lebensgefährlich verletzt zu haben. Die Beschreibung von Zeugen treffe auf Hans M. zu, erklärte ein Kripobeamter.

Aufgrund »desselben« Tätervorgehens und seiner örtlichen Beziehung zu der S-Bahn-Strecke Buch- Pankow werde Hans M. auch verdächtigt, die 25jährige Heike B. getötet zu haben. Heike B. wurde am 26. Februar gegen 18 Uhr in einem S-Bahn-Zug der Strecke Oranienburg-Schönefeld erstochen und aus dem fahrenden Zug geworfen.

Die Mordkommission geht davon aus, daß sich Hans M. weiterhin in Berlin aufhält. Es gebe einige Anhaltspunkte dafür, daß der Gesuchte im Bereich der S-Bahn und Imbißstuben oder in der Nähe der Bahnhöfe verweile. Auf die Frage, ob die Vorliebe zur S-Bahn krankhaft bedingt sein, gab der Kripobeamte eine ausweichende Antwort.

Der behandelnde Arzt von Hans M. im Krankenhaus Buch, Lammelt, kritisierte auf Nachfrage der taz eine gewisse Tendenz von Teilen der Presse, die Psychiatrie Buch für die Taten verantwortlich zu machen. Der Arzt verwies darauf, daß M. bei seinem Ausgang Begleitung hatte. Wenn Hans M. tatsächlich der S-Bahn-Täter sei, sei dies sehr tragisch. Daß Patienten bei Ausgängen »entweichen«, komme jedoch in jeder Psychiatrie-Einrichtung »hin und wieder« vor. plu

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