: Peace auf Wüstensand
Na bitte, wer sagt's denn — Der Golfkrieg nähert sich dem siegreichen Ende. Und das nach so kurzer Zeit. Und vor allem mit soooo wenig Opfern, von ein paar bedauerlichen Arbeits- und Wegeunfällen mal abgesehen. Nun müssen auch die letzten Zweifler, z.B. in der sogenannten Friedensbewegung, endlich einsehen, daß in dieser unseren neuen Welt Kriege wieder führbar und gewinnbar sind, und allemal effizienter als Wirtschaftsaktionen. (Schade, daß ich nicht zeichnen kann, mir schwebt da eine Karikatur vorm geistigen Auge: Das Wort PEACE steht in wackligen Lettern auf Wüstensand, am Horizont bildet sich der nächste Sandsturm.)
Aber, seien wir nicht zu sehr besorgt. Die friedliebende Völkergemeinschaft wird nicht gleich überallhin Truppen endsenden, wo Menschenrechte oder kleine Völker bedroht sind — Gelegenheit gäbe es wahrlich genug — nein, sie wird erst die Geduld verlieren, wenn wirtschaftlich-strategische Interessen bedroht sind. Oder, in Abwandlung eines bekannten Spruches: Je stärker der Kapitalismus, desto sicherer der Frieden!
Überhaupt ist alles in Ordnung (zumindest in der gewohnten). Aus berufenem Munde verlautet schon, die brennenden Ölquellen seien bedeutungslos im Vergleich zum restlichen CO-Ausstoß der Völkergemeinschaft. Auch der gute alte Red Adair soll bereits seine Dienste angeboten haben, und das ZDF wird sicher in zwei Jahren eine heroische Reportage über die Löscharbeiten senden. Brave new world! P. Damaschke, Jena
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