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Thema heute: Nachkriegseuropa

Nur fünf Wochen hat er gedauert, der „Wüstensturm“ am Golf. Dennoch hat er die politische Landschaft grundlegend verändert — nicht nur im Orient, auch im Okzident. Den Schönwettereuropäern ist in dieser Zeit die Geschichte davongelaufen, die zu machen sie vorgaben. Als Rettungsanker für die zerbröselnden Hoffnungen auf ein friedlich geeintes Europa wird nun ausgerechnet eine EG-Militärunion unbestimmten Zustands ausgegraben. Was in Paris und Bonn als Hilfskonstrukt zur politischen Union gedacht ist, wird jenseits des Atlantiks zum politisch unverdächtigen Absatzmarkt der unaufhaltsamen Waffenproduktion umfunktioniert. 35 Tage reichten dem Nobody im Weißen Haus, um mit dem Vorurteil aufzuräumen, die USA seien eine untergehende Großmacht. Seitdem ist auch Krieg wieder als legitime Methode zur Lösung internationaler Konflikte rehabilitiert.

Eine Aussicht, die in Europa zwar keine Begeisterungsstürme auslöst, der die EG nichtsdestotrotz wenig entgegenzustellen hat. Denn zuallererst stürzen sich die ehemaligen Kriegsverbündeten wie die Aasgeier auf die Wiederaufbaubrocken, die King Bush übrig läßt. Auch anderweitig herrscht unter denjenigen, die zu den Auserwählten an seinem Siegertisch gehören, wenig Einigkeit. Schließlich geht es weniger um eine vernünftige Lösung der in der Golfregion angesammelten Konflikte, als um die Aufteilung — lukrativer — Einflußgebiete.

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