Das Glück: Frei-Los, Basset-Biss

■ Ulrich Reineking-Drügemöller: Text as Text can

Das Ereignis der Woche war ohne jeden vernünftigen Zweifel die 3D-Premiere bei ARD und RTL. Die Bremer TAZ folgt als erstes bundesdeutsches Printmedium diesem Zug in die schöne neue Welt der gehobenen Authentizität und präsentiert diese Kolumne erstmals dreidimensional wenn auch nach wie vor einseitig. Der Effekt kommt auch ohne Papp-Brille zum Tragen, wenn Sie Ihre Nasenspitze unmittelbar auf die Abbildung des Autors richten und dann in aller Gelassenheit dem Tanz der Buchstaben zuschauen. Sollte es bei Ihnen nicht auf Anhieb funktionieren, so warten Sie bitte die Hinweise auf unseren LeserInnen-Workshop ab, der nach Rücksprache mit Herbert Wulfekuhl von der Landeszentrale für Politische Bildung eventuell auch als Bildungsurlaub angeboten wird.

Verarschung lauert in der City immer und überall — selbst wenn in Rathaus und Schütting schon Feierabend ist. „Sie haben eine Kreuzfahrt gewonnen“, versichert mir doch dieser Tage der junge Mann von der Gewinnausgabe der Bürgerpark-Tombola. Aus spontanen Träumen von Rio und Hawai, Nordkap und Shanghai reißt dann der Blick auf einen schlicht fotokopierten Gutschein für eine Ostsee-Butterfahrt „im Werte von DM 4.-für eine Person (keine Bargeldauszahlung)“. Das sind so die Augenblicke, in denen uns die Begrenztheit unserer Ansprüche ans Glück verdeutlicht werden. Im Bundesrat forderte Senator Volker Kröning jetzt eine wirksame Bekämpfung organisierter Kriminalität. Möge er doch bitteschön bei den MarkMarkMark- Schnorrern der Tombola mit ihren allgegenwärtigen Elendshütten einen Anfang machen.

Dem Thema HUND widmet sich eine Fotoausstellung der hiesigen Sparkasse in ihrer Schalterhalle am Brill. Dies ist einigermaßen bezeichnend, zeigt es doch einmal mehr, wo des Pudels wahrer Kern zu finden ist. Übrigens wurde pünktlich zur Ausstellungseröffnung bekannt, daß Queen Ellisäbäß von ihrem eigenen kleinen Basset gebissen. Die Wunde an der Hand ist inzwischen vernäht, die seelischen Wunden aber heilen langsam...

6O.OOO Deutschmark pro Vortrag erhält Dschäneräl Schworzköpp von US-Firmen auf seiner demnächst anrollenden Tournee quer durch die USA. „Was sich auf dem Schlachthof bewährt hat, die inzwischen legendäre Strategie und die dazugehörige fehlerlose Organisation bei den Streitkräften, könnte sich auch für Konzerne bezahlt machen“ erklärte dazu Brian Palmer von der veranstaltenden PR-Agentur. Der Frieden als Fortsetzung des Krieges mit wirtschaftlichen Mitteln: Ist Mr. Palmer am Ende ein Undercover-Stamokap? Such, Hasso, such.

Kopfzerbrechen bereitet nach wie vor die Frage, warum hiesige Schreibtisch-Guerilleros ausgerechnet das Layout des Weser-Kurier für ihre informatorische Golfkrieg-Nachlese piratenmäßig nutzten. Dabei werden doch die Kundenzeitungen von Wertkauf viel intensiver gelesen. Und da das Publikum weiß, daß die Wahrheiten über die Preise von Schweinebauch, Trumpf-Schogetten und flotten Cityhemden im aktuellen Freizeitlook stets unzensiert sind, genießt der Inhalt eine wesentlich höhere Akzeptanz beim kleinen Mann und der mit ihm verbundenen Hausfrau.

Sollte Daniel Düsentrieb zu den Lesern dieser Zeilen gehören und derzeit ethische Bedenken gegenüber dem Erfinden an sich haben, so sei ihm angeraten, seine innovative Intelligenz auf folgende Erfindung zu richten: Dringend erforderlich ist ein Energie-Manipulator im Westentaschenformat, mit dem man sich gegen Walkman-Terroristen schützen kann. Speziell in Bahn und Bus schaffen diese viel Verdruß durch die bassdröhnenden Kostproben ihres schlechten Geschmacks, mit denen sie alle nichtertaubten Passagiere in verzerrter Tonqualität konfrontieren. Ein Druck auf den hier vorgeschlagenen Energiemanipulator würde reichen und die Batterien sämtlicher Walkmänner in einem gelinden Stromstoß verpuffen lassen. Im luftigen Hirn der Sony-Nutzer könnte ohnehin kein Schaden entstehen, so daß wir hier wirklich den Idealfall einer Erfindung ohne Reue registrieren könnten.

Dramatisches in Kürze: Flaschbier aus dem kühlen Norden soll ab April um 4,5 Prozent teurer werden, das Faß für die Gastronomie gar um 7 Prozent. Für den Halben in der Kneipe ist dann mit 3O Pfennig mehr zu rechnen. Was tun? Das ERSTE HANSEATISCHE BIERTRINKER-KOMITEE nimmt Anregungen für Aktionen und Gegenstrategien ab sofort über alle Bierdeckel entgegen. Abgelehnt wird allerdings ein Vorschlag der Hardcore-Fraktion (Trinker von Bocholter, Hansa usw.), die sich für die Einführung von „home made beer“ aus Großbritannien stark machen. Gülle ist kein Argument!