: Unionsvertrag verabschiedet
Moskau (ap) — Der Föderationsrat der UdSSR hat am Mittwoch abend dem Entwurf eines neuen Unionsvertrags zugestimmt, der die Beziehungen der einzelnen Unionsrepubliken untereinander sowie zwischen ihnen und der Zentralgewalt auf eine neue Grundlage stellen soll. Wie die sowjetische Nachrichtenagentur 'Tass‘ meldete, kündigte Gorbatschow die baldige Veröffentlichung des Vertragstextes an, damit dieser öffentlich diskutiert werden könne.
Gleichzeitig bestätigte der Oberste Sowjet sieben von Gorbatschow vorgeschlagene Kandidaten für den neuen Nationalen Sicherheitsrat. Valeri Boldin erreichte nicht die erforderliche Mehrheit, Gorbatschow- Berater Primakow erst im zweiten Durchgang. Die beiden Politiker hatten dem im November aufgelösten Präsidialrat angehört. Gorbatschow erklärte nach der Abstimmung, er wolle seine zwei Kandidaten erneut vorschlagen.
Gorbatschow hofft, den Text des Unionsvertrages noch vor dem 17. März veröffentlichen zu können. Der Vorlage zufolge ist die Zentralregierung in erster Linie für die Koordinierung der Wirtschaftspolitik, für Sicherheitsfragen sowie für die Außen- und Verteidigungspolitik zuständig. Den Unionsrepubliken ist es jedoch freigestellt, internationale Verträge abzuschließen.
Der Präsident der Ukraine, Leonid Krawtschuk, sprach sich in einem Interview mit der Armeezeitung 'Krasnaja Swesda‘ für den neuen Unionsvertrag aus. Alle Reden über eine Sezession von der Sowjetunion seien vom politischen und wirtschaftlichen Standpunkt aus naiv. Krawtschuk nahm damit gegen starke Strömungen innerhalb der ukainischen Volksfront Ruch Stellung, die sich für eine vollständig unabhängige Ukraine aussprechen.
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