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Götzendienst für Pferdestärken

■ Anmerkungen zum 61.Genfer Autosalon

Genf (taz) — Der eigentliche Fortschritt der Automobilgeschichte ist — weitgehend unbeachtet von den BesucherInnen — in den schlecht ausgeleuchteten Nebenräumen des am Donnerstag eröffneten 61.Genfer Autosalons zu besichtigen. Kleine umweltfeundliche Elektroautos aus nicht verrottbarem Kunststoff mit — im Vergleich zum Vorjahr — erneut weniger umfangreichen und dennoch leistungsfähigeren Batterien sowie mit erweitertem Radius und größerer Höchstgeschwindigkeit. Doch mit Preisen zwischen 25.000 und 35.000 Mark sind sie immer noch zu teuer, um tatsächlich eine größere KäuferInnenzahl zu finden. Der wesentliche Grund hierfür: Keine der großen Autofirmen investiert bislang nennenswert in die Entwicklung von benzinunabhängigen Fahrzeugen oder hat sich auch nur bereiterklärt, die zum Teil sehr ausgereiften Entwicklungen zumeist kleiner idealistischer Tüftler in Serie und damit kostengünstig zu produzieren. Lediglich Fiat bietet den Panda mit Elektromotor an. Ansonsten lautet auch in diesem Jahr das Motto der neben Frankfurt wichtigsten Automesse: größer, schneller, mehr Chrom und PS und höherer Benzinverbrauch. Besonders protzen die Hersteller aus Untertürkheim, München und Ingolstadt mit ihren Produkten. Nun, da der Satan in Bagdad besiegt und die Ölpreise gefallen sind, wird diese Entwicklung — anders als in den Vorjahren — nicht mehr kritisch hinterfragt. Zu Tausenden — davon gut die Hälfte aus der BRD — umlagerten sie am Pressetag die Objekte ihrer Begierde. Insgesamt werden bis Mitte nächster Woche 600.000 Salonbesucher erwartet. 30 Greenpeace- Mitglieder, die gestern gewaltfrei gegen den PS-Götzendienst demonstrierten, wurden umgehend festgenommen. Die Polizei macht sie darüber hinaus verantwortlich für „Schäden“ an 30 Genfer Stadtbussen, die in der Nacht zum Freitg mit phantasievollen Parolen gegen den Autosalon bemalt wurden. Andreas Zumach

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