Pädagogen wollen neue Vielfalt erproben

Seit der Wende kann eine Berufssparte der ehemaligen DDR besonders aufatmen: die LehrerInnen. Die ewige Duckerei und die peinlichen ideologischen Kontrollen sind passé. Eigene Meinung und Zivilcourage sind gewünscht. An den Schulen werden seit der Wende neue Ideen für die Schule von morgen hin- und herdebattiert, Montessori oder Freinet, Waldorf oder Gesamtschule, das klassische Bildung betonende Gymnasium oder das antiautoritäre „Lernen muß Spaß machen“ — es gibt nichts, was es in dieser bunten Aufbruchzeit nicht gibt. Die LehrerInnen blühen sichtlich auf, sind in ihrer Arbeit engagiert, eben unverzichtbar. Die SchulleiterInnen warten auf den Tag, an dem sie die Stellen der unverbesserlichen SED-Treuen, die nur der alten Zeit nachjammern, mit frischen neuen Kräften besetzen können. Der erste gesamtdeutsche Kongreß der Erzieher, die in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zusammengeschlossen sind, war ein Spiegelbild der gewonnenen Freiheit. So könnte es auf dem GEW-Kongreß zugehen. Nicht so in dem schlechten Film, den wir Wirklichkeit nennen. Da sprach der GEW-Vorsitzende Dieter Wunder der Sicherung der Lehrerarbeitsplätze den „absoluten Vorrang“ zu. Und redete vom Tarifabschluß und vom Geld. Nichts scheint die Pädagogen so wenig zu interessieren wie Pädagogik. K.W.