piwik no script img

Schwarzkopf wird Mutter!

Nur Eingeweihte wissen, wem in Wahrheit die Niederlage Saddam Husseins zu verdanken ist. Der Sieger heißt nämlich nicht Schwarzkopf oder Bush, sondern Scheinberg. Rabbi Jehoschua Scheinberg ist ein hoher Würdenträger der ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde in Israel. Auf dem Höhepunkt des Golfkrieges hatte der Rabbiner mit Hilfe einiger Kabbalisten und eines äußerst komplizierten Verfahrens in einer Höhle bei Jerusalem den irakischen Präsidenten verflucht. Und wie wir jetzt wissen, funktionierte die Sache prima. Scheinberg erhielt körbeweise Dankesbriefe aus aller Welt. Von seinem Erfolg begeistert, bitten zahlreiche Anhänger den magischen Rabbi nun, sein Verdammungszeremoniell auch gegen den Libyer Muammar el Gaddafi anzuwenden. Bislang jedoch vergebens. Gaddafis „Zeit ist noch nicht gekommen“, winkt Scheinberg ab.

Saddam Hussein führt noch eine andere Schlacht. Auf dem Feld der Sprachgebung in den USA verzeichnet der Iraker erste Erfolge. Seine blumige Rhetorik rollt wie ein T-72-Tank durch die amerikanischen Medien. Der Siegeszug seiner „Mutter aller Schlachten“ ist kaum noch zu stoppen: New Yorks Stadtväter kündigten für die heimkehrenden Soldaten die „Mutter aller Paraden“ an; Verteidigungsminister Cheney bezeichnete die Flucht der irakischen Soldaten als „Mutter aller Rückzüge“, und General Norman Schwarzkopf, der die Journalisten täglich über die Kampfhandlungen desinformierte, wurde von diesen zur „Mutter aller Briefings“ ernannt. Die Zeit nach dem Golfkrieg tauften die Zeitungen „Mutter aller Probleme“, und sogar der Zweite Weltkrieg wurde von der US-Presse kurzerhand umbenannt. Er heißt jetzt „Mutter der Mutter aller Schlachten“. Selbst Außerirdische sind vor „Mutter“ nicht sicher: Letzten Mittwoch beobachteten zahlreiche Augenzeugen im Nordosten der USA eine helle Feuerkugel mit einem grünlich-roten Schwanz. Das Bundesluftfahrtamt teilte mit, Piloten hätten die Entdeckung des UFOs an mehrere Flughäfen in New Jersey gemeldet. Einige von ihnen berichteten von einem grellen Licht, das sich über der Stadt New York vor- und rückwärts bewege. „Wie ein Bumerang von der Seite“, erzählte ein Polizist, „ein Schwarm von Lichtern mit einem großen Feuerschwanz.“ Ein Jet-Pilot, der dem Objekt ziemlich nahe gekommen war, konnte es sich nicht verkneifen. Das seltsame Ding „scheine ihm die Mutter aller Meteore“ zu sein, funkte er zur Erde. Karl Wegmann

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen