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Armee besetzt Belgrads Zentrum

■ Demonstration der „Nationalistischen Serbischen Erneuerungsbewegung“ auch am Sonntag verhindert Zwei Tote und 76 Verletzte beim Einsatz der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten am Samstag

Berlin (taz) — Nach der blutigsten Massenschlägerei, die Belgrad seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt hat, glich die jugoslawische Hauptstadt am Sonntag einer belagerten Stadt. Kampfpanzer und gepanzerte Armeefahrzeuge kontrollierten die Kreuzungen der Innenstadt und die wichtigsten Ausfallstraßen. Wer an diesem Sonntag in die Hauptstadt wollte, mußte sich ausweisen. Die serbische Polizei setzte auch am Sonntagmittag das Versammlungsverbot gegen mehrere hundert Oppositionelle durch, nachdem am Samstag bei den Straßenschlachten zwischen etwa 70.000 antikommunistischen Demonstranten und der Polizei nach offiziellen Angaben zwei Menschen getötet und 76 verletzt worden waren.

Anlaß für die vorausgegangene Demonstration, zu der die „Nationalistische Serbische Erneuerungsbewegung“ (MSR) aufgerufen hatte, war die einseitige Berichterstattung der serbischen Medien zugunsten der Zentralregierung; der Nationalistenführer Vuk Draskovic forderte Zugang zum Fernsehen und die Ablösung der Belgrader Mediendirektoren. Draskovic wurde noch in der Nacht festgenommen, ein weiteres MSR-Führungsmitglied, Jovan Marjanovic, am nächsten morgen. 19 Abgeordnete der Opposition traten noch in der Nacht auf den Stufen des Parlaments in einen Hungerstreik. Sie wollen die Parlamentsarbeit solange boykottieren, bis die Panzer abgezogen und ihre Forderungen erfüllt sind.

Mehrere hundert Menschen versuchten am Sonntag erneut einen Demonstrationszug zu formieren. Die Polizei verhinderte unter Einsatz von Tränengas, daß die Demonstranten zum Platz der Republik vordrangen, wo am Vortag die Auseinandersetzungen stattgefunden hatten.

Der Einsatz der Armee, den der aus Serbien stammende jugoslawische Präsident Borisav Jovic genehmigt hatte, wurde am Sonntag vom slowenischen Republikspräsidenten Drnovsek und seinem kroatischen Amtskollegen Mesic heftig kritisiert. Serbiens Präsident Milosevic jedoch sprach in seiner Fernsehansprache von „Terroristen“ und „Hooligans“, die „hart und ohne Gnade“ bestraft werden müßten. TAGESTHEMA SEITE 3

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