: Bakers schwierigste Nahost-Station
■ In Jerusalem wird sich der US-Außenminister auch mit Palästinensern treffen
Jerusalem (afp) — Mehrere Anschläge haben den ersten Israel-Besuch von US-Außenminister James Baker überschattet. Der Besuch Bakers in der Jerusalemer Altstadt wurde nach Angaben von amerikanischer Seite am Montag gestrichen, nachdem am Sonntag vier israelische Frauen in Jerusalem von einem Palästinenser erstochen worden waren. Baker wolle aber wie angekündigt am Dienstag in der Residenz des US- Generalkonsuls in West-Jerusalem mit Palästinensern der israelisch besetzten Gebiete zusammenkommen, teilte am Montag die Sprecherin des US-Außenministeriums, Margaret Tutwiler, in Kairo mit. Die Namen der palästinensischen Vertreter, mit denen Baker zusammenkommen werde, wurden von amerikanischer Seite „aus Sicherheitsgründen“ nicht genannt. In einer offiziellen Erklärung der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO in Tunis hieß es, Baker werde dieselben Palästinenservertreter treffen wie die EG- Troika in der vergangenen Woche. Unter den zwölf Palästinenservertreter seien Nationalistenführer Feisal Husseini, Saleh Barakat, der Bethlehemer Bürgermeister Elias Freidsch, Rechtsanwalt Dschamil Tarifi aus Ramalla, sowie die Universitätsprofessoren Hanan Aschrawi und Ghassan Chatib. Die Delegation werde Baker ein Memorandum mit den PLO-Positionen zur Palästinenserfrage übergeben, hieß es weiter. US-Außenminister Baker hatte bei seiner Abreise in Kairo erklärt, bei seinem Gespräch mit den Palästinenservertretern handele es sich nicht um die Wiederaufnahme des Dialogs mit der PLO. Die Außenminister Ägyptens und Syriens, Esmat Abdel Meguid und Faruk el Schara, haben unterdessen signalisiert, daß sie sich einen Friedensprozeß zur Lösung des Palästinakonflikts auch ohne die derzeitige Führung der palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) vorstellen können. Baker bezeichnete seine Gespräche mit den arabischen Allianzpartnern in Riad als „fruchtbar“. Zur Lösung des Palästinakonflikts werde zu angemessener Zeit eine internationale Konferenz abgehalten, sagte er laut 'Mena‘. Mehr Israelis als je zuvor sind offenbar bereit, die 1967 von Israel besetzten Gebiete zurückzugeben, wenn es dafür zum gesicherten Frieden mit den arabischen Nachbarn kommt. Nach einer am Montag von der Tageszeitung 'Jedioth Achronot‘ veröffentlichten repräsentativen Umfrage sprachen sich 49 Prozent der Befragten für eine solche von den Vereinten Nationen und auch von US-Präsident George Bush favorisierte Lösung des Palästinenserproblems aus. Baker wird am Dienstag mit einem Hubschrauber die Westbank und die Golanhöhen überfliegen. Damit möchte die israelische Regierung ihm die strategische Bedeutung dieser Gebiete für die Landesverteidigung deutlich machen.
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