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Polizist im Dienst ermordet

■ Wachpolizist gestern früh vor der Residenz des türkischen Generalkonsuls in Charlottenburg erschossen/ Fahndungen nach Täter bisher erfolglos

Charlottenburg. Vor der Villa des türkischen Konsuls ist gestern morgen ein Wachpolizist erschossen worden. Das Opfer ist der 50jährige Wachpolizist Winfried K., der zur Bewachung der Residenz des türkischen Generalkonsuls in der Charlottenburger Kirschenallee abgestellt worden war. Nach den ersten Erkenntnissen der Kripo stieg der Täter aus einem Auto aus und feuerte acht- bis zehnmal auf dem vor dem Haus patroullierenden Beamten. Drei der Schüsse auf den uniformierten Wachpolizisten seien tödliche Treffer gewesen [Wer dreimal stirbt, ist wirklich tot, säzzer]. Nur soviel wußte die Polizei eine gute Stunde nach dem Mordanschlag: Der Unbekannte griff sich die Maschinenpistole des Getöteten, sprang damit in den mit laufendem Motor wartenden Wagen und raste davon.

Da Augenzeugen auf die Schnelle weder den Wagentyp geschweige denn dessen Kennzeichen identifizieren konnten, blieb eine sofort eingeleitete Fahndung erfolglos. Es bleibt die penible Absuche des kriminalistischen »Tatorts« in dem stillen Charlottenburger Nobelortsteil Neu-Westend nach verwertbaren Spuren. Augenfälligstes Fundstück, das den Kriminalbeamten zugleich die meisten Rätsel aufgibt: ein Nunchako genanntes asiatisches Würgeholz an Ketten, das höchstwahrscheinlich von den Tätern stammt.

Über diese und deren Motiv sei nichts bekannt, so der kommisarische Leiter, Thomas Scherhant, der ermittelnden 7. Mordkommision gegenüber der taz.

Indes gab es bis gestern nachmittag nicht den kleinsten Hinweis auf einen politisch motivierten Anschlag. Demzufolge ermitteln vorerst federführend weitere Kripobeamte der Mordkommision und nicht in erster Linie der Staatsschutz. Polizeipräsident Schertz setzt inzwischen notgedrungen seine Hoffnungen auf weitere Hinweise aus der Bevölkerung. Für Hinweise, die zur Aufklärung des Mordanschlages führen, setzte er gestern eine Belohnung in Höhe von 10.000 DM aus.

Innensenator Dieter Heckelmann verurteilte den »feigen und brutalen« Mordanschlag, der auch eine »Kampfansage an den demokratischen Rechtsstaat« darstelle. Der Witwe und dem Sohn des ermordeten Beamten sprach er ebenso wie Schertz seine Anteilnahme aus. Thomas Knauf

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