: Sowjetischer Truppenabzug aus Polen und Ex-DDR noch im Frühjahr
Warschau (ap) — Nach zähen Verhandlungen mit der polnischen Regierung hat die Sowjetunion zugesagt, im April mit dem Abzug ihrer 50.000 in Polen stationierten Soldaten zu beginnen. Der sowjetische Generalstabschef Michail Moissejew sagte gestern in Warschau, der genaue Termin solle bei einem Treffen der Präsidenten Lech Walesa und Michail Gorbatschow festgelegt werden. Nach seinen Gesprächen mit dem polnischen Außenminister Krzysztof Skubiszewski am Montag sagte Moissejew, gleichzeitig mit dem Abzug aus Polen solle dann auch der Transit der aus Deutschland abziehenden sowjetischen Einheiten anlaufen. Moissejew sagte gestern nach einer weiteren Gesprächsrunde im Verteidigungsministerium, der Transit durch Polen solle nicht wie ursprünglich geplant über die Straße, sondern mit der Eisenbahn und Schiffen erfolgen. Das diplomatische Tauziehen zwischen Warschau und Moskau um den Zeitplan für den sowjetischen Abzug hatte gedroht, den vertraglich bereits vereinbarten Rückzug der 380.000 in Ostdeutschland stationierten Soldaten zu verzögern. Als einziges früheres Ostblockland hatte Polen mit der UdSSR keinen Terminplan für den Abzug der Sowjettruppen. Ein Termin, wann der letzte sowjetische Soldat Polen verläßt, wurde dem General zufolge nicht festgelegt. Polen hatte darauf gedrungen, daß dies wie in Ungarn und der Tschechoslowakei bis Ende des Jahres erfolgen solle. Der Sprecher des polnischen Außenministeriums Wladyslaw Klaczynski sagte, die Regierung in Warschau habe diese Forderung fallengelassen. „Wir haben eingesehen, daß dies nicht realistisch ist“, sagte der Sprecher. Bei den Gesprächen habe Polen deutlich gemacht, daß es zunächst einen Abzug der sowjetischen Panzer- und Luftstreitkräfte wünsche, sagte Klaczynski weiter. Polen hatte auf eine Regelung bestanden, die sowohl den Truppenabzug aus dem Gebiet der ehemaligen DDR als auch aus Polen selbst einschließt.
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