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Sächsische Kultur „schwimmt“

■ Landtagsausschuß sieht nur ein Drittel des Bedarf gedeckt/ Suche nach Anwalt für Sachsens Schätze

Dresden. Der Kulturausschuß des sächsischen Landtages „schwimmt“, weil das Ministerielle nicht funktioniere. So fehle nach wie vor eine exakte Finanzbedarfsanalyse durch das zuständige Ministerium für Wissenschaft und Kunst, sagte in Dresden Dr.Ingo Zimmermann (CDU), Mitglied des sächsischen Landtagsausschusses Kultur und Medien. Anstatt mit klaren Zahlen operiere das Ministerium mit Zahlen aus dem vergangenen Jahr, die schon rein rechnerisch eine Differenz von einer halben Milliarde DM aufweisen.

Nach Expertenmeinung wird der Bedarf für den Erhalt der kulturellen Substanz in Sachsen mit 1,8 Milliarden DM veranschlagt, um beispielsweise die rund 20 Theater, 13 Orchester und mehr als 270 Museen in „eine neue Zeit hinüberzuretten“, so Zimmermann. Derzeit gedeckt sei ungefähr ein Drittel, unabhängig von den Kosten der Entwicklung neuer Inhalte.

Als Dilemma bezeichnete die Ausschußvorsitzende Leonore Ackermann (Bündnis 90/Grüne), daß noch immer ein leidenschaftlicher Anwalt für die Schätze Sachsens, die zugleich Schätze des deutschen Volkes sind, fehle. Hinzu komme, daß der Ausschuß ohne Auftrag durch den Landtagspräsidenten oder das Plenum kein sogenanntes Selbstbefassungsrecht habe und somit derzeit vor allem nur informell tätig werden könne.

Dringend anstehen würde unter anderem ein Stiftungs- und ein Museumsgesetz, eine gesetzliche Regelung der Denkmalpflege und des -schutzes sowie ein Gesetz für die Kulturstiftung Sachsens. Diese eigne sich nach Meinung von Dr. Zimmermann hervorragend als Modell für eine Kulturverwaltung sowie für die Erschließung zusätzlicher Finanzen und die internationale Werbung. Auch nach erst 120 Tagen der Regierungsamtszeit und einem Anfang bei Null müsse man allmählich aufeinander zugehen, wenn die Probleme gelöst werden sollten. adn

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