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Das beherrschende Element

■ „Geld — Fortlaufende Notierungen“, West-3, 22.30 Uhr

Jedes Kind hat diese Szene schon einmal gespielt: Eine Geldbörse wird an eine dünne Nylonschnur gebunden und als Köder auf der Straße ausgelegt. Passanten kommen vorbei und greifen zu. Manche zaghaft und ängstlich das Terrain sichernd, andere beherzt zupackend. Keiner würde den verheißungsvollen Fund liegen lassen, denn es geht ums Geld, „jenes fünfte Element, das uns alle und alles bestimmt“.

Roswitha Ziegler und Rebecca Harms von der wendländischen Filmcooperative haben über dieses Element einen Film in zwölf Kapiteln gemacht. Sie würden dies nie wieder tun, gestehen sie heute, denn „kein anderes Thema sei derart uferlos“. Und bei keinem anderen Thema blieben so viele Türen verschlossen. Auch nach monatelangen Verhandlungen gestattete die Deutsche Bank den Autorinnen lediglich Außenaufnahmen und Bilder vom Eingangsbereich.

Ausgangspunkt für diesen Film war die IWF-Tagung in Berlin, eine „Inszenierung des Geldes“, zu der, so Rebecca Harms, die Gegendemonstration ebenso dazugehört wie das Festbankett. Der IWF ist aber nur ein Mosaikstein in diesem filmischen Essay.

Ein anderer behandelt einen Geburtstag und ein Stück deutsche Realsatire: 40 Jahre Deutschmark. Es spielt auf: die Zollkapelle Aachen. Es lädt ein: der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Häfele. Es sind zu Gast: vierzig 40jährige, die ihren Geburtstag mit der Deutschmark teilen. Es wird geboten: Käsebrötchen, Händeschütteln und Erinnerungsmedaillen satt.

Vom Geburtstag der D-Mark ist es nicht mehr weit bis zu ihrem Triumpf: die Auszahlung von Begrüßungsgeld für Zonis. War dies wirklich der Sieg von Ludwig Erhard über Karl Marx? Die Antwort darauf könnte uns jener schwäbische Professor für Betriebswirtschaftslehre geben, der einer Delegation staunender sowjetischer Funktionäre den Kapitalismus erklärt.

Da stehen also die leibhaftigen Russen mitten im Breuningerland, jeder mit einem Teddybär auf dem Arm, und lassen sich aufklären über die freie Marktwirtschaft und den ungehemmten Fluß dessen, was von Nord- bis Südpol durch das Reiben von Daumen und Zeigefinger symbolisiert wird. Aber halt: Der Sprecher der Berliner Bank verweigert diese Geste. „Das heutige Geld“, sagt er, „ist körperlos.“ Doch Geld hat auch ein Gesicht — das von Bettlern und Börsenmanagern, Münzarbeiterinnen und Maschinengewehrverkäufern, Bankern und Bankräubern.

Die wendländische Filmcooperative existiert seit 14 Jahren. Sie ist durch Filme über Gorleben bekannt geworden. Ihr Geld-Film läuft als deutscher Beitrag im April auf dem Frauen-Filmfestival in Creteil. Manfred Kriener

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