: Kriegsfolge Satelliten-Fernsehen
■ Massenhaft ins Land geschmuggelte Satellitenempfänger sorgen für Unruhe im Saudi-Reich
Riad/Berlin (wps/taz) — Während des Golfkriegs hatte das staatliche Fernsehen Saudi-Arabiens alle Hände voll zu tun, bei den von CNN übernommenen Sendungen trickreich die Interviews aus Israel oder die zu gewagt gekleidete Moderatorin herauszuschneiden. Mittlerweile ist das Fernsehen des Wahhabiten- Königreichs zwar wieder zu seinem gewohnten Programm von arabischer Musik, Ministern bei Einweihungszeremonien, Gebeten und noch mehr Gebeten zurückgekehrt, die mediale Öffnung des verschlossenen Landes ist damit jedoch nicht auf einen Schlag wieder rückgängig zu machen: In den wohlhabenden Vierteln von Riad sind auf den Häuserdächern Tausende der schüsselförmigen Parabolantennen zum Empfang von Satelliten-TV zu sehen, die während des Golfkriegs illegal ins Land gebracht wurden. Und mit diesen können nicht nur amerikanische Sender wie CNN empfangen werden, sondern auch Komödien aus dem freizügigeren Ägypten, politische Kommentare aus dem radikalen Syrien und zuweilen gar Soft-Pornos aus dem fernen Italien.
Rund 20.000 dieser Satelliten- Schüsseln gibt es derzeit im Königreich, schätzt ein saudischer Geschäftsmann. Und in einem Dutzend Läden in Riad sind für 700 US-Dollar Antennenverstärker zu haben, die es ihren Besitzern ermöglichen sollen, die Signale aus der Schüssel des Nachbarn zu „stehlen“. Die Nachfrage ist hoch. Wartezeiten für die Installation: Drei Wochen.
Liberale und pro-westliche Kreise in den saudischen Städten — eine wohlhabende, aber kleine Minderheit vor allem aus den Handelsfamilien des Landes — hoffen, daß diese Verbreitung neuer Informationsquellen eine bescheidene Blüte von Toleranz und Pluralismus in das rigide Königreich bringt. „Wir haben keine Angst mehr vor Kontakt mit der Außenwelt“, erklärt ein Geschäftsmann aus Riad, dessen Kinder zwischen den 'Gulf War Updates‘ von CNN Geschmack an ägyptischen Action-Filmen gefunden haben. „Es wird ein entspannteres, ein normaleres Saudi-Arabien geben.“
So ausgemacht ist dies jedoch keineswegs. Vor allem die konservativen islamischen Gruppen, die schon während der Golfkrise erfolgreich auf eine möglichst weitgehende Abschottung der westlichen Truppen von der saudischen Gesellschaft drängten, machen nun Front gegen eine „Verwestlichung“ des Landes. „Wir werden hier keine seltsamen Dinge geschehen lassen“, sagt Mohamed Ambas, ein Aktivist der ,Weltversammlung der Islamischen Jugend‘. „Diese Typen schauen auf die Technologie, wir schauen auf die Religion und die Moral!“
Denn viele konservative Moslems meinen mit unverhohlener Schadenfreude, daß die Liberalen — geblendet durch die Anwesenheit von 500.000 US-Soldaten und, besonders heikel, -Soldatinnen im Land — die Möglichkeiten für einen raschen Wandel Saudi-Arabiens hoffnungslos überschätzt haben. Als Beispiel führen sie die 43 Frauen an, die im November demonstrativ das Fahrverbot für Frauen durchbrachen und sich selbst hinter das Steuer ihrer Autos setzten. Die westlichen Medien trugen die Bilder um die Welt, nicht jedoch die Folgen für die Frauen: Alle wurden aus ihren Jobs entlassen, Reisen ins Ausland wurden ihnen verboten. „Die Krise“, sagt der konservative islamische Schriftsteller Zaid Hussein, „hat glücklicherweise zu einer verfrühten Entblößung einiger Leute mit merkwürdigen Ideen geführt.“ beho
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