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„Im Leben gibt es mehr als Rache“

Das Spektakel, das derzeit die Justiz in den Verfahren gegen Verantwortliche des SED-Regimes vorführt, weckt das Interesse von bunten Illustrierten. Über die vergangenen 40 Jahre deutscher Geschichte, die mit dem militärischen Sieg eben auch der sowjetischen Truppen über das nationalsozialistische Deutschland begannen, sagen diese Prozesse nichts. Sie thematisieren auch nicht das Leid und die Schuld, die die Galionsfiguren des reale Sozialismus nach Maßstäben der Menschenrechte auf sich luden. Enthalten formelle Verfahrensgrundsätze mehr Gerechtigkeit als das gesunden moralische Empfinden? Das Exempel Prominentenprozesse sind der denkbar schlechteste Einstieg in die Lerneinheit „Recht und Gesetz“. Das frühere Organ des Staatsratsvorsitzenden, das 'Neue Deutschland‘, drückt mit Einfühlungsvermögen das Mißtrauen gegen die neue Justiz aus: „Im Leben gibt es nun einmal auch anderes als Rache und deren Befriedigung. Zunächst einmal ganz einfach so etwas wie Menschlichkeit gegenüber einem alten, geschlagenen, kranken Mann, der damit rechnen muß, daß er in diesem Land selbst im Falle einer schweren Operation kaum Mitgefühl erwarten kann. (...) Zum anderen wäre ein Prozeß, sollte es je zu ihm kommen, mit Sicherheit kein Beitrag zur politischen Kultur.“ Das 'ND‘ ist nur das falsche Blatt, das hier das Richtige sagt. K.W.

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