: Handwerks- und Frühjahrsmesse geraten zu Andachtsmessen für Optimismusprediger
Nicht nur Ministerpräsident Biedenkopf machte einen Messe-Rundgang, auch Möllemann holte aus. Erst stattete er der 43. Handwerksmesse in München einen Besuch ab, dann jettete er nach Leipzig zur Frühjahrsmesse, die sich dieses Jahr noch müder anläßt als letztes Jahr. Nur 3.160 Firmen — rund ein Drittel weniger als 1990 — aus 46 Ländern stellen aus. Der Optimismus-Verbreiter Möllemann (der ob der Eröffnung der Handwerksmesse nach eigener Aussage einen der schönsten Tage seines Lebens erlebte) kündigte den wirtschaftlichen Aufschwung in den neuen Bundesländern für frühestens Ende 1991 an, bereits nächstes Jahr würden die „positiven Elemente“ ('dpa‘) überwiegen. Außerdem solle der Staat die Umweltaltlasten tragen. Um die Verwaltung effizienter zu gestalten, sollten eventuell auch West-Beamte ohne Einwilligung in die FNL geschickt werden. Auch Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf bewies sich als Beschöniger der Nation: „Hier wird kein Optimismus verbreitet, hier ist Optimismus.“ Die Wahrheit folgte: Die beiden geplanten Kernkraftwerkstandorte in Greifswald und Stendal seien durchsetzbar. peb/Foto:Marco Limberg/Gaff
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