: Müll-Recycling mit Abnahmeproblem
■ Papiermarkt fast ausgereizt / Glas und Schrott unproblematisch
“Müllnotstand“, „Entsorgungsengpaß“, „Verpackungsflut“ — Schlagworte, die inzwischen beinahe täglich auftauchen. Das Niedersächsische Umweltministerium will jetzt mit der geplanten Änderung des Abfallgesetzes die Wegwerfgesellschaft in eine Recyclinggesellschaft verwandeln. Doch nicht für alle Abfallstoffe ist die Wiederverwertung der Weisheit letzter Schluß.
Beim Altpapier gibt es bundesweit einen Überhang von zwei Millionen Tonnen. „Wer glaubt, man muß das Papier nur sammeln und die Probleme sind damit gelöst, der verkennt die Lage“, warnt Bernd Böcking vom Verband der Papierfabriken. Schon jetzt bestünden die Papierverpackungen zu 92 Prozent aus Recyclingmaterial, der Absatzmarkt für Altpapier sei nur noch begrenzt ausbaufähig.
Probleme gibt es auch beim Kunststoff. Nur sortenreine Abfälle lassen sich zu einigermaßen hochwertigen Produkten weiterverarbeiten. Dies aber trifft nur für einen geringen Teil des Hausmülls zu. Außerdem bereite die Herstellung sortenreiner Plastikverpackungen Probleme. Eigenschaften wie Luftdurchlässigkeit oder Bruchfestigkeit könnten oft nur durch Mischung erreicht werden. Die Umstellung wäre zu teuer. „Viele Kunden haben Vorbehalte gegen Recyclingprodukte“, sagt Dietmar Hillers vom Niedersächsischen Verband der Chemischen Industrie. Zudem seien recyclete Kunststoffe nicht wesentlich billiger als neuwertige.
Günstiger sind die Voraussetzungen bei Glas und Metall. „Wir haben kein Limit in der Aufnahmefähigkeit“, erklärt Michael Ferker vom Bundesverband der Glas- und Mineralfaserindustrie. „Das Container-System zur Getrenntsammlung wird weiter ausgebaut.“ 97 Prozent des Containerglases könne verwendet werden, es gebe keine technischen Probleme. Weil Altglasrecycling Energie und Rohstoffe einspare, könne die Industrie auf Dauer Mindestpreise garantieren. Ähnliches gilt für Altmetall. „Alles, was zurückkommt, kann verwertet werden“, sagt Max Wild vom Informationszentrum Weißblech. Da die Qualität der Erzeugnisse dadurch nicht beeinträchtigt werde, wollwn die Stahlwerke alles gebrauchte Metall wiederzuverwerten.
Noch am Anfang steht das Recycling im Baubereich. „In Gebieten wie dem Erdaushub oder beim Straßenaufbruch haben wir schon hohe Wiederverwertungsquoten“, berichtet Heiko Stiepelmann vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. „Was den Bauschutt anbetrifft, läßt sich noch einiges machen.“ Es werde an einem Abfallwirtschaftskonzept für umweltgerechten Abriß gearbeitet. Ein sogenanntes „Rückbauverfahren“, bei dem die Materialien Schritt für Schritt getrennt werden, verursache jedoch immense Kosten. dpa
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