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Abzugsplan »sehr realistisch«

■ Bundeswehr glaubt trotz Verzögerung an den bis 1994 reichenden Gesamtabzugsplan der Sowjets/ Im Frühjahr sollen täglich fünf bis sieben Züge mit sowjetischen Soldaten gen UdSSR rollen

Strausberg/Berlin. Ungeachtet der Verzögerungen bei der Rückführung der sowjetischen Truppen aus Deutschland beurteilt die Bundeswehr den bis 1994 reichenden Gesamtabzugsplan als »sehr realistisch«. Insbesondere die Einigung zwischen Warschau und Moskau über den Transit durch Polen werde den Abzug erleichtern, sagte der stellvertretende Leiter des deutschen Verbindungskommandos zu den sowjetischen Streitkräften, Brigadegeneral Hermann Adam, in einem 'dpa‘-Gespräch. Es sei davon auszugehen, daß im Frühjahr täglich fünf bis sieben Züge à 40 Waggons Richtung Sowjetunion rollen. In diesem Jahr ist der Abtransport von rund 1.000 Kampfpanzern, ebenso vielen Geschützen und 3.000 Schützenpanzern geplant.

Der sowjetischen Planung kommt nach Adams Meinung die Erfahrung des Oberkommandierenden der Westgruppe, Generaloberst Matwej Burlakow, beim Truppenabzug in Ungarn zugute. Hierfür spreche die Absicht, bis 1993 jährlich etwa 30 Prozent der 380.000 Mann starken Armee sowie des Bestands an Waffen und Gerät abzubauen, so daß für das letzte Jahr nur rund 10 Prozent übrigblieben. Adam zeigte sich optimistisch, daß auch Verzögerungen beim Wohnungsbau für die Heimkehrer die Rückführung nicht aufhalten könnten. Die Sowjets seien auch »unter sozialen Härten« zum Abzug bereit.

1991 sollen rund 150.000 Soldaten in die Heimat zurückgehen, womit etwa 13.000 pro Monat Deutschland verlassen müßten. Nach Burlakows Angaben wurde die Quote 1991 in den ersten beiden Monaten nur zu 50 Prozent erreicht.

Der Strausberger Stab des seit der Herstellung der deutschen Einheit arbeitenden Verbindungskommandos besteht nach Adams Angaben derzeit aus rund 60 Mitarbeitern. Nur ein Drittel stelle dabei die Bundeswehr, der überwiegende Rest komme von der früheren Nationalen Volksarmee (NVA).

Auf Skepsis stößt bei der Bundeswehr der von den Sowjets angenommene Wert ihrer Liegenschaften in Höhe von 10,5 Milliarden Mark. Sie umfassen die auf deutschem Boden errichteten Gebäude und andere Investitionen nach 1945. Der sowjetische Oberkommandierende hatte angeregt, mit einem Teil des Erlöses aus dem Verkauf der Liegenschaften Wohnungen für die heimkehrenden Soldaten in der UdSSR zu bauen. Nach Bundeswehr-Schätzung läuft diese Rechnung unter Einbeziehung der von den Sowjets zu tragenden Sanierungskosten für Umweltschäden auf »plus-minus-null« hinaus.

Entschieden tritt Adam dem Eindruck entgegen, daß die Westgruppe nur »heruntergewirtschaftete« Grundstücke und Häuser hinterlasse. Es gebe positive Beispiele, wie die Kasernenanlagen in Karlshorst, Jüterbog oder Speerenberg. Wegen des NVA-Erbes sei die Bundeswehr an den meisten nicht interessiert. Wahrscheinlich würden nur die sowjetischen Truppenübungsplätze bei Magdeburg (Heer) und Wittstock (Luftwaffe) übernommen.

Der Übungsbetrieb der 388.000 Sowjetsoldaten läuft Adam zufolge problemlos. Die Westgruppe halte sich strikt an die Auflagen zur Voranmeldung von Manövern und Benutzung bestimmter An- und Abmarschrouten. Seit dem 3. Oktober würden die Übungen nie über Bataillonsstärke (600 bis 800 Mann) hinausgehen. dpa

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