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Abgeordneter Weiß fordert Kohls Rücktritt

Bonn (taz) — Wie sieht die Haltung der Bundesregierung zur sozialen Lage der Menschen in den neuen Bundesländern aus, fragte gestern die SPD-Fraktion in einer aktuellen Stunde. Herauskam das übliche Plenarsaal-Gerangel im Wasserwerk.

„Es ist nicht mehr die Zeit der historischen Tränen“, bekannte Gunter Weißgerber (SPD), nachdem er seinen Ärger über das Fehlen des Kanzlers während der Fragestunde zum Ausdruck gebracht hatte. „Erschwindelte Wählerstimmen“ warf er der Regierungskoalition vor.

Konrad Weiß, Bundestagsabgeordneter des Bündnis 90/Grüne ging da weiter: „Herr Bundeskanzler, bekennen Sie das Scheitern ihrer Regierung und treten Sie zurück!“ „Unverschämtheit“ und „das ist das Schärfste“ hatte es zuvor aus den Reihen der CDU/CSU getönt, als Weiß bemerkte, Helmut Kohl hieße in der ehemaligen DDR längst „Lügenkanzler“. Mit Kritik sparte der Abgeordnete, dem Zurufe wie „Wollen Sie die Mauer wiederhaben?“ entgegenschallten, auch nicht an der Treuhand. Diese, so Weiß, „veruntreut die kargen Früchte 40jähriger, von der SED ausgebeuteter Arbeit.“ „Wenn sie nicht auf das Urteil der Lebenden hören, so wenigstens auf das der Toten“, so der Grüne und verwies auf die nun zehnmal so hohe Selbstmordrate in den FNL. Auch Blüm heizte die Stimmung an: „Arbeitslosigkeit ist ganz schlimm, aber Unfreiheit und Unterdrückung, das war das Schlimmste, was der Sozialismus anrichtete“, brüllte er und erntete donnernden Applaus aus seinen Reihen. Lioba Werrlemann

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