: drobs für auswärtige Junkies dicht
■ Leiter der Drogenberatung sieht Erfolg: Lage entspannt sich
„Eintrittskarten? Nee, so was gibt's hier nicht. Ach so, Du meinst die Coffee-Card...“ Ein Grüppchen sitzt vor dem Eingang zur Drogenberatungsstelle „drobs“ in der Sonne. Einer weist durch die Tür ins Cafe: „Geh man ruhig rein da!“ Auch drinnen, im drobs-Cafe in der Bauernstraße, geht es auffallend ruhig zu. Es ist gerade Mittagszeit. Broccolisuppe wird über den Tresen gereicht. Seit knapp zwei Wochen sortiert die drobs ihre Kundschaft aus: Nur wer eine „Coffee-Card“ besitzt, wird eingelassen. Je zwei MitarbeiterInnen schieben an der Tür Kontrolle.
Zwei Kriterien, so erklärt drobs-Leiter Anton Barthling die Maßnahme, würden bei der Kartenausgabe vorausgesetzt: Nur Bremer Drogenabhängige erhalten eine „Club-Karte“ und nur diejenigen, die entweder schon Kontakt zur drobs haben oder deren sonstiges Beratungsangebot nutzen wollen. 330 Karten mit drobs-Stempel und Hausordnung auf der Rückseite haben die Drogenberater in den zwei Wochen seit ihrer Einführung ausgegeben. „Wir dachten erst, nach 150 ist wieder Land unter. Aber es geht erstaunlich gut“, sagt Barthling. 20 bis 50 Leute würden nach diesen Kriterien allerdings jeden Tag abgewiesen: „Das sind vor allem Auswärtige, die sich in Bremen billigen Stoff besorgen und dann hier auch noch nen Kaffee mitnehmen wollen.“
Und genau die haben, laut Bartling, in den vergangenen Monaten die Szene am Eck wie im drobs-Cafe dominiert und letztlich zum Zusammenbruch gebracht: Sie kamen zum Dealen ins (konzeptionsgemäß polizistenfreie) Cafe, blockierten und verstopften die Toiletten, weil sie sie permanent als Druckraum mißbrauchten, verbreiteten Hektik und Aggressivität im Laden. Während der Verein für akzeptierende Drogenarbeit, der ak-Drogen, vor der explodierenden Szene vorerst kapitulierte und seinen Kontaktladen für zunächst vier Wochen dichtmachte, überlegte sich das drobs-Team nach etlichen Krisensitzungen die Club-Karten als „rettenden Strohhalm“.
„Die Besucher ziehen mit“, beschreiben Mitarbeiter die Entwicklung. Jetzt seien auch wieder Gespräche mit den Klienten möglich. Vorher habe man sich zeitweise noch nicht einmal durch die Massen durchkämpfen können. Und die Stimmung war häufig so aggressiv, daß KollegInnen schon mit der Angst zu kämpfen hatten. Die Krankenschwester aus der medizinischen Ambulanz zum Beispiel hat einen Antrag auf Versetzung gestellt, nachdem sie von einer Junkiefrau mit der Spritze angegriffen und getreten worden war. Auf die Hausordnung (keine Gewalt und kein Handel im Haus) habe man gar nicht mehr achten können. Auch dies sei mit Einführung der Clubkarten besser geworden: „Jetzt identifizieren sich die Besucher auch wieder positiv mit dem Cafe und weisen die anderen auch schon mal zurecht“, sagt Bartling.
Für die medizinische Versorgung der Abhängigen werde sich allerdings erst etwas ändern, wenn die Ambulanz räumlich erweitert werden kann. Nachdem die Anwohner den Umzug ins Nachbarhaus gestoppt hatten, sei jetzt ein anderes Objekt „in Prüfung“, berichtet der Leiter der drobs. Bis zum Beginn der Sommerferien, und auf jeden Fall noch vor den Wahlen, will die drobs ein Konzept für ihre geplante Dezentralisierung vorlegen. „Das ist die einzige Möglichkeit zur Entlastung der Stadtteile“, so Bartling. Birgitt Rambalski
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