: SFB-Mitarbeiter wehren sich
■ Personalrat weist Landowsky-Vorwürfe an Radioprogramm zurück/ Verhandlungsposition des SFB bei Bildung neuer Rundfunkanstalten durch Äußerungen des CDU-Rundfunkratsmitgliedes geschwächt
Berlin. Die Mitarbeiter des Senders Freies Berlin (SFB) haben sich gegen Vorwürfe des Berliner CDU-Fraktionsvorsitzenden Klaus Landowsky zur Wehr gesetzt. Auf einer Pressekonferenz vertrat der Personalrat gestern den Standpunkt, daß die Kritik am Hörfunkprogramm inhaltlich nicht gerechtfertigt sei und zu einem Zeitpunkt erfolge, da sich der Sender in einer schwierigen Lage befinde.
Landowsky hatte am Mittwoch in einer Stellungahme gesagt, man dürfe sich in einem monopolfreien Umfeld nicht ständig über Hörerwünsche hinwegsetzen. Die Hörerzahlen des SFB belegten, daß dieser seinen Ruf als Landessender verspielt habe. Wer täglich auf 80 Prozent der Hörer verzichte, um seine Minderheitenprogramme »durchzurammen«, der habe den Programmauftrag eines ostdeutschen Senders völlig verfehlt. Damit habe sich der SFB selbst, so Landowsky, die denkbar schlechtesten Karten für Verhandlungen mit Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern über eine Rundfunk-Mehrländeranstalt in die Hand gegeben.
Der Erklärung des Personalrates des SFB zufolge wird die Hörerumfrage in Ost-Berlin im November letzten Jahres dazu genutzt, den Bestand des SFB in Frage zu stellen. Die Bildung einer Mehrländeranstalt befinde sich gerade in der entscheidenden Phase und von den potentiellen Partnern im Norden würden immer neue Forderungspakete geschnürt.
Die Mitarbeiter des SFB befürchteten nun, daß Pläne einer teilweisen Auslagerung und personellen Abwicklung vorstellbar würden und resümierten: »Der SFB ist in Gefahr.« Der Sender habe offenbar auch in schwerer Lage immer weniger Verbündete. Dieser Vorwurf sei in Richtung anderer ARD-Anstalten ebenso gerichtet, wie an die großen Parteien in der Stadt.
Leitende Programmverantwortliche des SFB-Hörfunks forderten den CDU-Politiker am Freitag auf, den Rundfunkrat des SFB zu verlassen, da sein »gegen Fairneß und Anstand verstoßendes Verhalten« dem Haus in den Rücken falle, dessen Position er eigentlich stärken müßte. dpa/adn
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