: Lehrer protestieren
■ Lehrergewerkschaft GEW und SPD kritisieren die geplanten Entlassungen Ostberliner LehrerInnen
Berlin. Die GEW hat Schulsenator Jürgen Klemann aufgefordert, Ostberliner LehrerInnen nicht zu entlassen. Entsprechende Pläne Klemanns sind gestern bekannt geworden. Auch Schulausschußmitglied Petra Merkel (SPD) nannte es »unverantwortlich, daß in Ost-Berlin LehrerInnen auf die Straße gesetzt werden sollen, nur weil ihr Unterrichtsfach nicht in unser Schulsystem paßt«.
Die Senatsschulverwaltung hatte auf einer Sitzung der Schul- und Bildungsstadträte des Ostteils der Stadt ein Papier vorgelegt, das den Verzicht auf alle Lehrer, deren Unterrichtsfächer nicht in die Westberliner Stundentafel passen, vorsieht. Während die schulpolitische Sprecherin vom Bündnis 90, Sybille Volkholz, von 3.000 bis 4.000 LehrerInnen spricht, die entlassen werden würden, rechnet die Senatsschulverwaltung mit 600 Entlassungen.
Nach geltendem Recht sei die Nichtanerkennung eines Faches kein Kündigungsgrund, heißt es in der Presseerklärung der GEW. Nur die von der Schulverwaltung als besonders ideologieträchtig eingeschätzten Fächer seien betroffen. Eine Auseinandersetzung mit den in der ehemaligen DDR gültigen Lehrinhalten werde so verhindert.
Die SPD-Abgeordnete Merkel beklagte die nun geschaffene Verunsicherung an den Ostberliner Schulen. Es sei klar, daß Fächer wie Staatsbürgerkunde in Zukunft kaum mehr an Berliner Schulen unterrichtet würden. Doch müßten auch die LehrerInnen dieser Fächer eine Chance zum Neuanfang erhalten. Die PDS glaubt, daß der Senator für Schulwesen »versuchen wird, alle ihm nicht genehmen Personen aus dem Schuldienst zu entfernen«. aha
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen