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Großbritannien: Wer soll das bezahlen...

Die britischen Sender BBC, ITV und Channel 4 haben ihre Konten erschöpft durch den riesigen Aufwand, mit dem der Golfkrieg in die Wohnstuben der Nation gebracht wurde. Der Sender ITN (Independent Television Network) finanziert sich aus den Einlagen der 14 regionalen ITV-Unternehmen; täglich wurden 120.000 Pfund Sterling (etwa 360.000 DM) alleine für die Kriegsberichterstattung ausgegeben. Den Anteilseignern wurde bereits bedeutet, daß der Krieg pro Monat drei Millionen verschlingen wird, die sie irgendwoher beizubringen haben.

Die Kosten der Satellitenverbindungen werden bei weitem noch überholt durch die Personalkosten. ITN hat 75 Reporter und technisches Personal im Kriegsgebiet, und allein die Kosten für ihre Schutzanzüge gegen chemische Waffen übersteigen 50.000 Pfund (etwa 150.000 DM).

Einige Fonds, die eigentlich zur Wahlkampfberichterstattung vorgesehen waren, sind schon angegriffen worden. Falls es noch in diesem Jahr zu einer Wahl in Großbritannien käme, so ITN, wäre das Unternehmen gezwungen, durch seine Anteilseigner die Mehrkosten zu decken — die ohnehin für die Kriegsberichterstattung schon tiefer in die Tasche greifen müssen.

Der zweite Direktor von Channel 4 sagt: „Wir geben pro Woche 150.000 Pfund zusätzlich aus und haben deshalb schon die 500.000 angegriffen, die eigentlich für die Wahlen vorgesehen waren.“

Die BBC hatte bereits zwei Millionen Pfund (sechs MillionenDM) extra ausgegeben, bevor auch nur der erste Tornado gestartet war. Auch sie wird Probleme mit der Wahlberichterstattung bekommen. Im Fernsehzentrum hieß es: „Mit China, Osteuropa und dem Premierministerwechsel hier hatten wir schon einige sehr nachrichtenwürdige — aber auch sehr teure — Jahre. Jetzt müssen wir auch noch das Geld für den Golfkrieg irgendwo herkriegen. Eine Vorausplanung ist ganz unmöglich — wir können nur von Woche zu Woche die Kosten übersehen.“ (Quelle: 'The Times‘, 28. Januar 1991)

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