: Folterungen in Kuwait Bereits 200 Tote?
■ US-Militärs angeblich in einigen Fällen Augenzeugen/ Kuwaitischer UNO-Botschafter gibt Mißhandlungen zu
Kuwait-Stadt (dpa) — Die Vorwürfe über Folterungen von Irakern und Palästinensern durch kuwaitisches Militär und andere bewaffnete Gruppen werden immer lauter. Nach Darstellung einer Menschenrechtsorganisation wurden einige Gefangenen gar vor den Augen amerikanischer Militärberater gefoltert. Kuwaits UNO-Botschafter Mohamad Abdulhasan räumte in der Nacht zum Freitag in New York ein, in einigen Fällen seien Palästinenser unter dem Vorwurf der Kollaboration mit den irakischen Besatzern mißhandelt worden.
Nach Überzeugung des Direktors der Menschenrechtsorganisation „Middle East Watch“, Andrew Whitley, verfahren die Kuwaiter mit den Palästinensern und anderen Minderheiten im Land ähnlich wie zuvor die irakischen Besatzer. Die amerikanische Zeitung 'The Baltimore Sun‘ zitierte Whitley in ihrer Freitagausgabe mit den Worten, seinen Erkenntnissen zufolge würden etwa 2.000 Menschen von Armee und anderen Gruppen gefangengehalten. Seine Schätzungen gehen von 30 bis 40 Menschen aus, die seit der Befreiung Kuwaits ermordet worden seien. Zwar wolle die Regierung in Kuwait diese Mißbräuche stoppen, doch kontrolliere sie nicht das gesamte Militär.
Das Wissen um die Übergriffe der kuwaitischen Truppen werde für die amerikanische Regierung immer brisanter, so Whitley. Unter Berufung auf „glaubwürdige Augenzeugen“ sagte er, in einem Fall sei ein irakischer Kriegsgefangener in einer Polizeistation von kuwaitischen Militärs in Anwesenheit von amerikanischen Soldaten erschossen worden. In einem weiteren Fall habe ein US- Militärberater die Folter eines Mannes gestoppt, der zuvor den Behörden übergeben worden war. In zwei weiteren Fällen hätten die Militärberater jedoch den Torturen zugesehen.
Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) gibt die Zahl der auf grausame Weise ermordeten Palästinenser mit über 200 an. Arafat- Berater Bawssam Abu Sharif forderte Bush zum Eingreifen auf. Der kuwaitische UNO-Botschafter Abdulhasan räumte zwar Mißhandlungen ein, fügte aber hinzu, alle Volksgruppen würden in Kuwait grundsätzlich geschützt.
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