: Radikales Umdenken fordern
■ Betr.: "Kriege, Diktatoren und Millionen Helfer", taz vom 15.3.91
betr.: „Kriege, Diktatoren und Millionen Helfer“ von Alice Miller, taz vom 15.3.91
[...] Die Veröffentlichung des Beitrags war eine taz-Tat ersten Ranges. Die Autorin selbst kann in ihrer Bedeutung gar nicht hoch genug bewertet werden, weil sie den Bogen gespannt hat von widerlichen Erinnerungen an Prügeleltern und -„Pädagogen“ und dem Mitleid „ach, die armen Kinder“ bis hin zum Zweiten Weltkrieg und Auschwitz. [...]
Durch Psychologen, Jugendpsychiater initiiert, forderten zahlreiche Organisationen die Abschaffung des Prügelparagraphen nach schwedischem, sogar österreichischem Vorbild. Das ist schon wieder lange her, und Bonn schweigt. Wir brauchen nicht eine Alice Miller sondern hunterte solcher Autorinnen. Rechtzeitig zum Golfkrieg bestätigte Rolf Winter (Ami go home, Goldmann- Verlag) die Gewalttätigkeit in amerikanischen Familien.
Daß der Prügelwahn sehr viel mit christlicher Religion zu tun hat, kann man, entsetzt über den entsprechenden salomonischen Blödsinn in der Bibel, seinem Buch auch entnehmen. Wer Zusammenhänge kapiert, muß ein radikales Umdenken fordern. Dazu gehört eine intensive Förderung der gewaltfreien Erziehung und die Ächtung der noch immer legitimierten Prügelstrafe. Millionen Minderjährige klagen an. Daß die proklamierte Menschenwürde sich auch auf sie bezieht, kann generell nicht behauptet werden. Wolfgang Wirsig,
Mönchengladbach
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen