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Ein Weltbank-Manager wird Präsident Benins

■ Nicéphore Soglo bekommt eine haushohe Mehrheit — aber nur im Süden des Landes

Berlin (taz) — Die demokratische Revolution im westafrikanischen Benin hat ihren Abschluß gefunden. Der vor einem Jahr vom „Runden Tisch“ eingesetzte Ministerpräsident Nicéphore Soglo gewann die Präsidentschaftswahlen vom Sonntag. Nach vorläufigen Ergebnissen erhielt er 67,6 Prozent der Stimmen. Sein Rivale, der noch amtierende Präsident Mathieu Kerekou, kam auf 32,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 64 Prozent.

Mit dem Sieg des ehemaligen Weltbank-Mitarbeiters Soglo wird der Trend zur Demokratisierung in Afrika gestärkt. In den Inselstaaten Kapverden und Sao Tome haben dieses Jahr bereits erste demokratische Machtwechsel stattgefunden. Benin ist nun der erste Staat auf dem afrikanischen Festland, in dem ein Diktator die Macht an einen demokratisch gewählten Nachfolger abgibt.

Innerhalb Benins ist Soglos Wahlsieg einigermaßen pikant. Als im November 1965 eine Gruppe junger Fallschirmjäger — darunter auch Mathieu Kerekou — in dem damals noch Dahomey genannten Staat die Macht übernahm, war es ein Soglo, den die Militärs stürzten. Als dann Ende 1989 die Krise des Militärregimes abgrundtief wurde und Kerekou die Exilanten ins Land zurückrief, damit sie Benin retteten, war wieder ein Soglo unter den Rückkehrern. Nicéphore Soglo wurde Premierminister und geriet zum starken Mann des Landes. Sein Aufstieg zum Präsidentenamt ist die Krönung seiner Karriere. Nun kann die Soglo- Familie wieder dort beginnen, wo sie 1965 aufhören mußte.

Nicéphore Soglo hat sich in den zwölf Monaten seiner Herrschaft als Premierminister nicht nur Freunde gemacht. Er gab seinem Bruder Saturnin den Bonner Botschafterposten und erklärte ungerührt, dies sei keine Korruption, da „mein Bruder schon längst zum Botschafter hätte ernannt werden sollen“. Er zerstritt sich mit seinem Finanzminister Lemon, weil dieser der Präsidialgarde Kerekous die fetten Subventionen streichen wollte. Er brachte die anderen Rückkehrer aus dem Exil gegen sich auf, indem er zuerst jegliche Präsidialambitionen bestritt und sich dann als einer der letzten doch noch zur Wahl aufstellen ließ.

Schwerwiegender als diese Streitereien ist jedoch das extrem regionalisierte Wahlergebnis. Soglo gewann in den Südprovinzen haushoch, insbesondere in der Hauptstadt Cotonou. Doch in den Nordprovinzen Atakora und Borgou, die zusammen zwei Drittel der Landesfläche ausmachen, erzielte Kerekou über 90 Prozent. Am Wahlsonntag war die größte Stadt des Nordens, Parakou, Schauplatz gewaltsamer Auseinandersetzungen zwischen Soglo- und Kerekou-Anhängern. Die Revolution in Benin ist vorbei, die Probleme der Demokratie haben gerade erst begonnen. Dominic Johnson

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