: Vom Nachttisch geräumt: Haute Couture
HAUTE COUTURE
Das verführerische Rückendécolleté entstammt einer Kollektion von Jules-François Crahay. Er stellte sie im Juli 1984 vor. Mit ihr gewann er damals den „Goldenen Fingerhut“, die bedeutendste Auszeichnung der Haute Couture. Seit 1976 wird der Preis jedes Jahr zweimal verliehen. Im Ostberliner Henschel-Verlag erschien im vergangenen Jahr ein Band, der die Preisträger dokumentiert. Leider kein Prunkstück. Es handelt sich um eine eher peinlich geratene Selbstdarstellung der Pariser Haute Couture. Eine langweilige Stimmungsmache, in der mit Worten wie Genie, Kreativität und Klassik so verschwenderisch umgegangen wird, wie wir es aus der PR-Branche kennen. Die Abbildungen vermitteln wenig von der in den Texten so heftig angepriesenen Raffinesse, sondern wetteifern bei der Unterbietung des Otto-Kataloges. Extrem ärgerlich sind auch Sprüche wie „Da die Suffragetten fern sind — Gott sei Dank!— hört man das Rauschen wunderbarer Froufrous...“
Pierre-Yves Guillen: Die Magier der Haute Couture Française. Übersetzung: Katharina Seidler, 253 Seiten, zahlreiche sw. und farbige Abbildungen, Henschel-Verlag, 160 DM
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