Unerklärbarer Optimismus des IOC

■ Eine Delegation des Internationalen Olympischen Komitees prüft in Südafrika, ob das Land nach den Reformen wieder zur Olympiateilnahme zugelassen werden kann

Kapstadt/Berlin (dpa/taz) — Südafrika will unbedingt zurück in den internationalen Sport, am liebsten schon zur Olympiade 1992. Seit 1970 ist das Land aufgrund seiner Apartheidpolitik aus der olympischen Bewegung ausgeschlossen. Nun beruft sich die Regierung unter Staatschef de Klerk auf die neuerlichen Reformen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat daraufhin eine Abordnung — die erste seit 1967 — ins Land geschickt, die sich binnen fünf Tagen einen Einblick über die Wirksamkeit der Neuerungen schaffen soll.

Doch gleich beim Besuchsauftakt zeigten sich die unterschiedlichen Auffassungen im Land. Zwei der insgesamt fünf Gruppierungen innerhalb des Nationalen Olympischen Interimskomitees Südafrikas (INOCSA) boykottierten die Gespräche mit der IOC-Kommission. Allerdings aus unterschiedlichen Gründen: Die von Weißen beherrschte COSAS verlangt ohne Prüfung und sofort die Aufhebung des Sportboykotts. Die Anti-Apartheid- Organisation SACOS hingegen fordert eine vollständige Abschaffung jeglicher Rassenschranken als Grundlage für internationale Beziehungen jedweder Art.

Gestern nun war die IOC-Kommission zum Gespräch bei Südafrikas Staatspräsident Frederik Willem de Klerk in Kapstadt. „Wir haben nichts zu verbergen und sehen den Verhandlungen erwartungsvoll entgegen“, erklärte der Staatschef vorab. Ebenso nichtssagend erscheinen die Statements des IOC nach dem Talk. Fran¿ois Carrard sprach von „gutem Einvernehmen“ und „einer günstigen Ausgangsbasis für positive Resultate“. Der Franzose Carrard weiter: „Gestern noch hatte ich gesagt, daß ein Regenbogen am Horizont zu sehen sei. Jetzt wissen wir, daß wir keine Veranlassung haben, unsere optimistische Haltung zu ändern.“ Worauf dieses Wissen konkret basiert, blieb geheimnisumwittert.

Bereits am Sonntag hatte die IOC- Kommission Gespräche mit den gegenwärtig bestehenden sechs südafrikanischen Sport-Dachorganisationen geführt und dabei „keine unüberbrückbaren Meinungsunterschiede festgestellt“, wie der australische IOC-Vizepräsident Kevan Gosper berichtete. „Sie haben uns ihre Ansichten und Vorstellungen vorgetragen, und es gab eine generelle Übereinstimmung“, sagte Gosper, ohne die Vorstellungen zu erläutern.

Am heutigen Mittwoch wird die IOC-Kommission — unter anderem mit Athleten-Vertreter und Hürden- Weltrekordler Edwin Moses (USA) — ihre gesammelten Eindrücke in einer Pressekonferenz von sich geben. Aufgrund dieses Berichts wird das IOC schließlich entscheiden, ob Südafrika nach langer Abstinenz wieder Zugang zum internationalen Sportgeschehen erhält.

Den jüngsten Verlautbarungen von IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch zufolge scheint dieser nicht abgeneigt, südafrikanische Sportler schon 1992 zu Olympia in Alberville und Barcelona zuzulassen. Der vorerst letzte Auftritt südafrikanischer Athleten war bei den Olympischen Spielen in Rom 1960. miß