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Hippie Hopper: Easy Riding On

Glanz und Gloria der Sixties wurden im amerikanischen Kino von niemandem so verkörpert wie von Dennis Hopper. Donald Sutherland konnte ihm vielleicht gerade noch das mit Acid vermischte Wasser reichen, aber der Hippiheld war Hopper, Regisseur und Hauptdarsteller von „Easy Rider“. In „Flashback“ spielt er jetzt den Huey Walker, einen Rebellen der antiautoritären Bewegung, der sich zwanzig Jahre lang vor der Polizei versteckt hielt und in den neunziger Jahren die alten Ideale hochhält. Die Rolle ist ihm auf den Leib geschreiben. Daß sein Widersacher, der yuppieglatte FBI-Agent John Buckner, ausgerechnet von Donald Sutherlands Sohn Kiefer Sutherland gespielt wird, ist nur einer von vielen „in—jokes“ und Anspielungen auf das rebellische Kino jener Zeit.

„Flashback“, das US-Debüt des italienischen Regisseurs Franco Amurri, erzählt davon, wie die Rebellen von damals heute aussehen. Im Rahmen eines spannend und witzig erzählten Genrefilms mit Fluchtszenen, Schießereien, Männerfreundschaften, Handschellen, Kneipen usw. usw., zeigt Amurri viele ganz verschiedene Entwicklungen der Exhippies. Da sind die dickbäuchigen Normalbürger, die nachts in der Kneipe ihre Nostalgie ersäufen und in eine Sinneskrise schlittern, weil „Born to be Wild“ nicht mehr in der Musikbox zu finden ist; da ist die einsame Frau in der ländlichen Hippiekommune, die als einzige noch die Bilder von Che und Hendrix abstaubt und nachts von Zentralheizung und Mikrowellen träumt. Und da ist der Zögling dieser Hippiekommune, der sich als Kind so seiner Eltern schämte, daß er sich eine andere Identität schuf. Und nun soll er, als blitzsauberer FBI Agent, ausgerechnet den immer noch ausgefuchsten Walker im Gefängnis abliefern.

Nach all den psychotischen Fieslingen in Filmen wie „Blue Velvet“ oder „Das Messer am Ufer“ ist man überrascht darüber, wie sympathisch und komisch Hopper plötzlich auf der Leinwand wirken kann. Durch seinen Walker wird hier das Lebensgefühl der Hippies gefeiert — manchmal vielleicht ein wenig sentimental, aber nie so weinerlich, wie wir es von unseren 68ern gewohnt sind. Dann schon lieber einen „Flashback“. Wilfried Hippen

Cinema, 20.45 Uhr

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