piwik no script img

Wenig Chancen auf Arbeit in Nord

■ Bremer Ausschuß für Wirtschaftsforschung sieht für Bremen-Nord nichts Gutes

Rund 30.000 Arbeitsplätzen in Bremen Nod stehen 45.000 Erwerbstätige gegenüber. Das heißt, ungefähr jeder dritte Bremen-Norder muß pendeln. Besonders unangenehm ist dies für Frauen. Viele, vor allem der 25-45jährigen, sind auf einen Arbeitsplatz in der Nähe ihrer Wohnung angewiesen.

Zu solchen Ergebnissen kommt der dem Wirtschaftssenator unterstellte Bremer Ausschuß für Wirtschaftsforschung (BAW). Er hat im Januar eine „Strukturanalyse Bremen-Nord“ erarbeitet. Hintergrund: Bremen- Norder PolitikerInnen fordern vom Senat seit längerem besondere Behandlungen „ihres“ Stadtbezirkes, weil Bremen-Nord unter spezifischen Strukturproblemen leidet.

So suchen beispielsweise viele Frauen einen Halbtagsjob. Den können sie zwar in anderen Stadtteilen bekommen. Durch die schlechte Verkehrsanbindung an den Rest der Stadt wird aus einem Halbtags- schnell ein Ganztagsberuf, wenn man die Fahrzeit mit einrechnet.

„Die nördliche Teilstadt“ (Studie) mußte sich mit überdurchschnittlichen Arbeitslosenzahlen herumschlagen. Die höchste Quote gab es 1984 mit 15,3 Prozent gegenüber 13,8 in Bremen- Stadt. Insgesamt gingen zwischen 1970 und 1987 rund 20 Prozent der Arbeitsplätze verloren. Hier steht Bremen-Stadt mit sechs Prozent besser da.

Besonders betroffen: Frauen und Jugendliche. Der Anteil der Frauen an den Erwerbstätigen ist in Bremen-Nord geringer als in der Stadt. Und Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren gibt es nördlich der Lesum auch mehr als sonst in Bremen. Der Effekt: Diejenigen, die zumindest bis Mitte der 80er Jahre einen Ausbildungsplatz suchten, gingen oft leer aus, so daß die Jugendarbeitslosigkeit besonders hoch war.

Ein Drittel der BremenNorder arbeitet im verarbeitenden Gewerbe. Das sind vielfach krisengeschüttelte Jobs im Schiffbau und deren Zulieferindustrie sowie im Baugewerbe. In Bremen- Stadt arbeiten in diesem Wirtschaftsbereich 25 Prozent. Neue Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich konnten die Verluste nicht ausgleichen. Seit 1961, das belegen andere Untersuchungen, gingen in den Bremen Nord die Hälfte der rund 40.000 Arbeitsplätze verloren.

Zwar liegen die Arbeitslosenzahlen seit 1986 ständig unter denen Bremen-Stadts. Trotzdem kommt die BAW-Studie zu dem Schluß, daß die 100.000 Einwohner-Stadt Bremen-Nord unter seiner „monostrukturellen Wirtschaftsstruktur“ zu leiden hat.

ubu

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen