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Umweltschutz Nord unter Beschuß

■ Gutachten erhebt Zweifel an der biologischen Aufbereitung verseuchter Böden

Vor der Aus?Foto: Sabine Heddinga

“Ein ökologisch sinnvollesund ökonomisch vorteilhaftes Sanierungsverfahren“, so lobt die Firma Umweltschutz Nord ihr Konzept, auf biologische Art ölverseuchte Böden zu reinigen. Damit hat die Firma die Umweltsenatorin Eva-Maria Lemke- Schulte so glaubhaft überzeugt, daß die sie eine vorläufige Betriebserlaubnis für ihre Anlage im Bremer Hüttenhafen erhielt. Eine voreilige Entscheidung, denn ein jetzt vorliegendes Gutachten bestätigt Vorbehalte, die Umweltverbände wie der BUND gegen diese Art der Bodensanierung

Das Konzept von Umweltschutz Nord ist denkbar einfach. Der ölverseuchte Boden wird mit Rindenmulch und Stroh vermischt, in einer Halle zu einer Miete aufgeschüttet und von Zeit zu Zeit zur Belüftung gewendet. Die Schadstoffe, so verkündet die Firma, werden in wenigen Monaten vollständig zu CO2 und Wasser abgebaut. Dann sollen die so sanierten Böden wieder genutzt werden.

Die Schadstoffe aber lösen sich nicht einfach ins Nichts auf, sondern entweichen in die Luft. Diese Luft muß aus Arbeitsschutzgründen aus der Halle heraus, darf aber aus Umweltschutzgründen nicht einfach durch das Öffnen der Tür in die Umgebung gelassen werden. Die Filter aber,

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Umweltschutz Nord

die Umweltschutz Nord vorgesehen hat, erfüllen nicht diesen Zweck. „Zusammenfassend ist zu sagen, daß aus den Antragsunterlagen nicht zu erkennen ist, in welcher Form eine Zwangsentlüftung durchgeführt werden soll und wie die an die Umwelt abgeleitete Luft von eventuell darin befindlichen Kontamination befreit werden kann“, heißt es in dem Gutachten. Nach einem Rechenbeispiel der Gutachter werden durch die Anlage täglich 48 Kilogramm Kohlenwasserstoff freigesetzt, die dreifache Menge, die in einer Großtankstelle frei wird.

Während die Gutachter die Sanierung von Böden, die mit Benzin oder Diesel verseucht sind, für grundsätzlich möglich halten, gibt es deutliche Einwände gegen sogenannte PAK-Böden. Solche Böden werden derzeit bereits bei Umweltschutz Nord bearbeitet. Diese Böden sind mit polycyclisch aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) verseucht. Bei der Behandlung werden diese PAK's nicht abgebaut, sondern lediglich in Zwischenprodukte umgesetzt. Was passiert, wenn diese Böden nach der Behandlung in der Landwirtschaft eingesetzt werden, ist völlig ungeklärt. „Aufgrund der dargestellten Sachlage würden die Gutachter raten, zunächst in Laborversuchen eine Aufklärung der angesprochenen Fragestellung anzustreben, bevor mit der großtechnischen Reinigung begonnen wird.“ Klartext: Die Gutachter raten von der vorläufig genehmigten Sanierung ab.

Bis zum Planfeststellungsverfahren muß die Umweltbehörde jetzt verschiedene Widersprüche prüfen. Während zum Beispiel ein Gutachter zu einer positiven Einschätzung des Verfahrens kommt, lehnt Gutachter Püttmann es rundweg ab: „Sanierungsverfahren, die Aushub, Transport und Zwischenlagerung des Materials erfordern, sind weder aus ökologischen noch ökonomischen Aspekten heraus sinnvoll, da dabei ein erheblicher Aufwand zum Zweck des Umgebungschutzes getroffen werden muß.“ hbk

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