piwik no script img

MONTAG: Milch und Schokolade / Münchhausen

Milch und Schokolade

Der ebenso ehrgeizige wie skrupellose Karrierist Romuald wird aufs Kreuz gelegt und verliert das luxuriöse Heim, die Frau und seinen Direktionsposten. Bei seiner Putzfrau Juliette, einer unverheirateten, ältlichen Schwarzen mit fünf Kindern, findet er Unterschlupf, und die in sogenannten asozialen Verhältnissen lebende Frau erweist sich nicht nur als über Firmenbelange bestens informiert, sondern zeigt auch genügend Sinn fürs Geschäftliche, um Romuald wieder zu seinem Chefsessel zu verhelfen. Eine Geschichte, so traumhaft, wie sie nur im Kino stattfinden kann, aber, trotz der ansprechenden Regie von Coline Serrau („Vier Männer und ein Baby“), für meinen Geschmack zu versöhnlerisch und zu brav im Umgang mit dem, mit Verlaub, Arschloch aus der Chefetage. Die romantische Liebesbeziehung der beiden gegensätzlicher kaum denkbaren Protagonisten nivelliert sämtliche Klassenunterschiede und ermöglicht den Aufstieg der Putzfrau an die Konzernspitze — das übertrifft an Verlogenheit selbst noch Frank Capras New-Deal-Komödien bei weitem. Auch die Oster- Skala nivelliert und bleibt auf der Null stehen, also weder Milch- noch Schokoladeneier für die Hauptdarsteller Daniel Auteuil und Firmine Richard.

(Länderkette, 20.00 Uhr)

Münchhausen

Zum 25jährigen Jubiläum leistete sich die UFA 1943 etwas ganz Besonderes: Die aufwendige Neuverfilmung der Abenteuer des Lügenbarons Münchhausen. Zu diesem Zwecke bekamen die Produzenten weitgehende idelle und finanzielle Freiheiten vom zuständigen Minister Joseph Goebbels. Der mißliebige Hans Albers durfte die Hauptrolle spielen, der Ausländer Josef von Baky die Regie übernehmen. Damit nicht genug, wurde der von den Nazis mit Schreibverbot belegte Erich Kästner (alias Berthold Bürger) mit dem Drehbuch beauftragt. So zeichnet sich der farbenprächtige Film nicht nur durch verblüffende Tricktechnik (allein der zwölf Sekunden lange Ritt mit der Kanonenkugel benötigte einige Wochen an Vorbereitungszeit), sondern auch durch ungewöhnlich frivole und zweideutige, nachgerade kabarettistische Dialoge aus. Als Osterüberraschungsei präsentiert das ZDF eine rekonstruierte Fassung, die der Urversion wohl weitgehend entspricht. Die Oster- Skala bewertet anerkennend mit sieben Eiern in Agfacolor.

(ZDF, 20.15 Uhr)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen