: Kein reines Männerministerium?
■ Eine Gleichstellungsbeauftragte auf der Suche nach zupackenden Behörden-Frauen
Schwerin (taz) — Das Wirtschaftsministerium ist das erste der acht Ministerien in Mecklenburg-Vorpommern, das von Anfang an eine Frauenbeauftragte beschäftigt. Sonja Börnsen (36), gelernte DDR-Juristin, arbeitet sozusagen außerhalb von Recht und Gesetz. Denn eine Richtlinie oder ein Landesgesetz, das wie im Westen die Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragten in den Behörden regelt, hat das neue Parlament noch nicht verabschiedet.
Die Schwerinerin orientiert sich derweil an der Richtlinie des Partnerlandes Schleswig-Holstein und an der Vorgabe des Ministers, daß seine Behörde kein Männerministerium sein soll. Ihre Aufgabe sei es, ein „gesundes Verhältnis“ zwischen Männern und Frauen zu schaffen: „Das heißt, daß eben nicht nur Männer in den Leitungsfunktionen sitzen.“
Soweit die Theorie. In der Praxis des Wirtschaftsministeriums sind auf der höchsten, der Abteilungsleiterebene, alle sechs Stellen männlich besetzt. Auf der Stufe darunter, den Referatsleitungen, finden sich fünf Frauen zwischen 25 Männern; sechs Stellen sind hier allerdings noch frei. Das sind zwar deutlich mehr als im nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium, wo es nur zwei Frauen von 500 Beschäftigten auf diese Hierarchiestufe geschafft haben. Unter der Bedingung, daß die Gleichstellungsbeauftragte an der Besetzung aller Stellen im noch männerseilschaftsfreien Ministerium beteiligt war, sind es jedoch wenige.
Sonja Börnsen hofft jetzt, daß die Besetzung der noch freien Stellen das männerdomierte Bild wird korrigieren können. Dabei sei ein großes Problem, daß sich nur ganz wenige Frauen um Leitungsfunktionen beworben hätten oder sich dazu ermutigen ließen. „Viele sagen von vorneherein: ,Das pack ich nicht'“, so Börnsen. Und längere Zeit nach zupackenden Frauen zu suchen, kann sich das Ministerium angesichts der drängenden Aufbauarbeiten kaum leisten. Sonja Börnsen hofft nun, daß die Frauen, die jetzt in den mittleren und unteren Ebenen arbeiten, die Möglichkeiten zur internen Qualifikation nutzen. Und später aufsteigen. dri
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