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Bagdad meldet Eroberung von Kirkuk

■ Kurden: 100.000 Menschen aus der Region Kirkuk verschleppt/ Erneute Angriffe mit Napalm- und Phosphorbomben/ Kämpfe um Basra halten an/ Schiiten: Rebellen eroberten erneut Kerbala

Bagdad / Damaskus / New York / Teheran (afp) — Die irakische Armee hat eine großangelegte Offensive gegen die kurdischen Rebellen im Nord-Irak gestartet, nachdem der Aufstand der Schiiten im Süden weitgehend niedergeschlagen ist. Die Regierungspresse berichtete am Freitag von Erfolgen der Armee im Norden. Die amtliche irakische Nachrichtenagentur 'Ina‘ meldete am Donnerstag, die Ölstadt Kirkuk sei zurückerobert worden. Kurdische Oppositonelle bestätigten dies nicht. Die schiitische irakische Oppositionspartei El Da'wa teilte am Donnerstag in Damaskus mit, die heilige Stadt Kerbala sei erneut von Rebellen eingenommen worden. Die Regierungszeitung 'El Dschumhurijah‘ versicherte, in der Kurdenprovinz Ta'min mit der Provinzhauptstadt Kirkuk breche der Aufstand zusammen. Bereits am Donnerstag schrieb das Organ der regierungstreuen Kurden, 'El Irak‘, die Stadt Dohuk nördlich von Mossul sei von der Armee eingenommen worden. In einem Kommunique der irakischen Botschaft in Amman hieß es, die Regierungstruppen rückten auf Erbil und Sulaimanija vor, den wichtigsten Städten des „autonomen Kurdistan“ im Irak.

Ein Sprecher der irakischen Patriotischen Union von Kurdistan (PUK) beschuldigte die irakische Führung am Freitag in Damaskus, mehr als 100.000 Kurden, meist Frauen, Kinder und Alte, aus der Region von Kirkuk verschleppt zu haben. Tausende Männer im kampffähigen Alter seien festgenommen worden. Er sagte, zahlreiche Menschen seien am Freitag durch Napalm- und Phosphorbomben der irakischen Truppen in Schaschamal, 60 Kilometer östlich von Kirkuk, verletzt und getötet worden.

Eine Delegation des schiitischen Obersten Rates der islamischen Revolution im Irak (Sairi) ist im Nord- Irak mit dem Führer der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK), Massud Barsani, zusammengetroffen. Wie ein Sairi-Sprecher am Freitag in Teheran berichtete, wurden auf dem Treffen die „jüngsten Entwicklungen im Irak und die Erfolge der Opposition“ besprochen. Ein genaues Datum des Treffens nannte der Sprecher nicht. Nach Angaben der DPK in Teheran befindet sich Barsani seit zwei Wochen in der irakischen Kurdenstadt Erbil, wo er die militärischen Operationen der kurdischen Rebellen gegen die irakischen Regierungstruppen leite.

Unbestätigten Angaben eines Sprechers der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in Brüssel zufolge ist die türkische Armee am Donnerstag fünf Kilometer tief in irakisches Staatsgebiet vorgedrungen, um gegen kurdische Rebellen vorzugehen. Sie hätten, unterstützt von der Luftwaffe die türkischen Kurdenorte, Uludere und Mijin durchquert und seien dann auf irakisches Staatsgebiet vorgestoßen. Die Zahl der türkischen Soldaten sei sehr groß gewesen. Einzelheiten über die Auswirkungen dieser Operation seien noch nicht bekannt.

Die erbitterten Kämpfe zwischen Rebellen und irakischen Truppen haben Tausende von Irakern aus Städten nördlich der vorläufigen Demarkationslinie am Euphrat fliehen lassen. Sie strömen südwärts und suchen Schutz im US-kontrollierten Territorium, oder bitten um politisches Asyl. Die US-Dienststellen sehen sich bei den Versorgungsfragen einer harten Belastungsprobe ausgesetzt. Einen Monat nach Ende des Golfkrieges wird die Routine des US-Militärpersonals im Südirak und in Kuwait zunehmend von der Aufgabe beherrscht, Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente für die Flüchtlinge zu beschaffen.

Vertreter der antiirakischen Allianz und der irakischen Armee einigten sich bei einem Treffen in Saudi Arabien darauf, daß ab dem 2. April von den multinationalen Streitkräften täglich 5.000 irakische Gefangene freigelassen und den irakischen Behörden übergeben werden. Wie ein Sprecher der US-Armee mitteilte, wurden außerdem Fortschritte bei der Suche nach Vermißten erzielt. Derzeit werden täglich 1.000 kriegsgefangene Iraker entlassen.

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