Hauptstadt-Linien

■ Kanzler in der Hauptstadtfrage innerlich zerrissen

Bonn/Berlin. Hartnäckig weigert sich Helmut Kohl, in der Schicksalsfrage Stellung zu beziehen, ob Bonn Regierungssitz bleibt oder Parlament und Regierung nach Berlin umziehen sollen. Die Spekulationen über des Kanzlers Meinung wuchern und der 'Spiegel‘ läßt uns daran teilhaben. Im Herzen sei er ja für Berlin, kolportieren es angeblich enge Vertraute des Kanzlers.

Freilich habe der Regierungschef nicht nur Herz, sondern auch Verstand — und dieser Teil der Kohlschen Psyche plädiere »für Bonn«.

Wie wird der Kampf der Giganten im Inneren des Kanzlers ausgehen, fragen wir uns. Wird Kohls kühler Verstand schließlich obsiegen — oder sein mitfühlend Herz? Aber wir möchten noch viel mehr wissen: Was wird geschehen, sollte der Kanzler die die ganze Nation erschütternde Hauptstadtfrage aus dem Bauch heraus entscheiden? Welche Rolle für die schwergewichtige Entscheidung spielt dabei die richtige Diät?

Müssen die Auguren die Zukunft der Provinz und der Metropole gar aus den Gedärmen des Pfälzer Saumagen deuten? Sollten sie den Zug der Vögel über dem Bonner Kanzleramt täglich im Auge behalten? Unser Tip: Die Handlinien des Kanzlers nicht vergessen! Denn Kohls Lebenslinie, die weist nach Osten. Wenigstens dann, wenn er nach Norden blickt. hmt