piwik no script img

Machen Sie den Herren Kohl und Waigel Dampf!-betr.: Wirtschaftliche Situation in den sechs neuen Bundesländern

betr.: Wirtschaftliche Situation in den sechs neuen Bundesländern

Mit großer Besorgnis verfolge ich die alarmierenden Berichte über die wirtschaftlichen Zustände in den sechs neuen Bundesländern (einschließlich Berlin) und die Reaktion der Bevölkerung. [...] Richtig reagieren diejenigen, die auf die Straße gehen und demonstrieren. In ihrem Interesse fordere ich sie geradezu auf: Resignieren Sie nicht! Fordern Sie die Bonner Regierung auf, ihre Wahlversprechen einzulösen! Lassen Sie sich nicht für dumm verkaufen! Machen Sie den Herren Kohl und Waigel Dampf!

Herr Waigel besitzt noch die Frechheit, um nicht zu sagen den Zynismus, ihre Landes- und Kommunalparlamente zu sparsamem Wirtschaften aufzurufen. Hier ein paar Beispiele dafür, wie in dem Land, aus dem Herr Waigel kommt, „sparend“ gewirtschaftet wird: Die Kosten für den neuen Münchener Flughafen sind inzwischen auf über acht Milliarden hinaufgeschnellt. Und man plant weiter. Man will noch „höher“ hinaus. München erhält ein neues Messegelände. Geschätzte Kosten: eine Milliarde. München erhält eine neue Staatskanzelei, die sicher eine dreistellige Millionensumme verschlingen wird. In München wird bereits das dritte Herzzentrum aufgebaut. Auf der Zugspitze soll eine Meßstation für Luftverunreinigung errichtet werden, die „Weltspitze“ ist Geld? Ist doch da!

Da wird nichts aufgeschoben oder gestrichen, so wie neuerdings in Baden-Württemberg. Vielmehr soll auch die Technische Universität München einen neuen Kernreaktor für (veranschlagte!) 350 Millionen erhalten, weil der jetzige veraltet ist.

Wie viele Kilometer Wasserleitung, Abwasserkanal, wie viele Kläranlagen könnten in der ehemaligen DDR gebaut, wie viele Arbeitsplätze könnten allein damit neu geschaffen werden! [...]

Und noch etwas: Demonstrieren Sie auch für den Regierungssitz Berlin. Eine Regierung gehört nicht weit weg vom Schuß, wo sich die Herrschaften im Ledersessel räkeln und anderen „gute“ Ratschläge erteilen können, eine Regierung gehört dahin, wo die Probleme vor der Haustür liegen und einer Lösung harren. [...] Ewald Roller, Nürnberg

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen