: Giftmüllskandal in Spanien
■ Quecksilberabfälle werden in Mine vergraben/ Richtlinien für Trinkwasserschutz verletzt
Brüssel (taz) — Muskelzittern mit darauffolgender Bewußtlosigkeit und Gehirnschäden sind die Symptome, die bei einer Quecksilbervergiftung eintreten. Eine solche Vergiftung endet meist tödlich.
Davon offensichtlich unbeeindruckt, läßt die spanische Regierung zur Zeit 11.000 Tonnen des hochgiftigen Metalls in einer Quecksilbermine vergraben. In Plastiksäcken verpackt, die den Wanderdrang des flüssigen Gifts allerdings nur geringfügig beeinträchtigen, werden Hunderte von rostigen Fässern einfach mit Erde überdeckt und zuplaniert. Für die Umweltorganisation Greenpeace ist dies ein Skandal. Spanische Greenpeace-Aktivisten blockierten in der vergangenen Woche den Eingang zur Mine. Belgische Greenpeace- Mitglieder klagten die EG-Kommission in Brüssel an, die eigenen Umweltgesetze nicht ernst zu nehmen.
Schließlich befindet sich der Tatort inmitten einer von der EG zum Vogelschutzgebiet ernannten Gegend Zentralspaniens. Außerdem entspricht das Vergraben von Quecksilber auch nicht den Richtlinien für den Trinkwasserschutz. Nach Angaben der EG-Expertin von Greenpeace, Anita Fokkema, genügt es, die Substanzen als „für recycling bestimmt“ zu etikettieren — schon kann die Ladung problemlos die Grenze passieren. Nach 1992 soll das Geschäft mit dem grenzüberschreitenden Giftmülltransport sogar noch leichter werden. „Freiwillige Kontrollen“ sollen dann sicherstellen, daß besonders die ärmeren südeuropäischen Länder nicht zu Sondermülldeponien der Chemiefirmen aus dem reichen Norden werden.
Wie dies funktioniert, zeigt der jetzt von Greenpeace vorgestellte Fall. Zwischen 1980 und 1987 haben mindestens 25 Firmen — darunter Bayer aus der Bundesrepublik, Solvay aus Belgien und ICI aus Großbritannien, ihr Quecksilber aus den Almadn-Minen bezogen, die im Besitz der spanischen Regierung sind. Die Käufer wurden mit dem Angebot geködert, daß die Mine die hochgiftigen Produktionsabfälle zurücknehmen würde — zum Zwecke des recycling. Eine entsprechende Installation existiert allerdings nicht. Statt dessen soll das Gift jetzt einfach begraben werden. Michael Bullard
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