piwik no script img

Neues aus Fishtown

■ Kleine Pressevielfalt in Bremerhaven

Die Dackel des Nordsee-Zeitungs-Verlegers Joachim Ditzen-Blanke knurrten und die ihm unterstehenden Szene-Reporter tauchten nach der ersten Nummer die Feder in Fässer mit übelriechender Tinte. Es gilt einmal mehr, ein Konkurrenzblatt niederzukartätschen. Denn „Fishtown-News“ belebt seit vier Monaten die Presse-Monokultur Bremerhavens: Vierfarbig, frech und sehr fishtownig.

„Fishtown-News“ ist weder hip, schrill noch abgedreht: Ist einfach ein monatlich erscheinendes buntes Blatt, das seit langem in Bremerhaven fehlte. Bodenständig, ein bißchen schweinisch, mit solidem Layout und Lesegeschichten zwischen Kiez, Fischdampfer und Tratsch. Dazu eine Doppelseite Comic von Käpt'n Alk, dem Schrecken der Norsee. Seit der April-Ausgabe, so Verleger und Drucker Horst Hanebut erfreut, schreibt das Blatt schwarze Zahlen, und für die nächste Ausgabe sieht es ähnlich gut aus.

Geprägt hat das Blatt Ulrich Manhardt, hauptberuflich Werker auf der Lloyd-Werft. Neuerdings steht auch der Bremer- Kaffeepott-Impressario Michael Kunert auf der Redaktionsliste. „Fishtown-News“ ist sicherlich das Besete, was an jugendlich angehauchten Medien je in Bremerhaven erschien: Jahrelang versuchte Ditzen, Ähnliches auf den Markt zu werfen: Billig-Blätter, zwischen Tür und Angel produziert und bald stillschweigend wieder vom Markt.

Das blutarme Presse-Monopol der Norsee-Zeitung braucht Konkurenz. Die NZ ist zwar nicht so schlecht, wie eigene Redakteure darüber reden, aber „Fishtown-News“ zeigt, daß man auch üer etwas anderes schreiben kann als über die Veranstaltung befreundeter Gastwirte. Wie lange kann es dauern, bis Ditzen sich nach bewährtem Muster der Konkurrenz annimmt? Man erinnert sich noch an die Affäre um das Blatt „Mittags“, das von dem raubeinigen Ditzen-Imperium aus der Hafenstraße aufgesogen wurde, als sich der Erfolg anbahnte.

Hannes Mosert

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen