: Unterbelichtete Sprüche
■ Betr.: "Kauft keine Bananen bei Stasis", taz vonm 22.3.91
betr.: „Kauft keine Bananen
bei Stasis“ von Vera Gaserow,
taz vom 22.3.91
Als ich diesen Beitrag las, wurde ich stinksauer. Meine Wut richtet sich nicht gegen Vera Gaserow, auch nicht gegen den Stasi-Mann, der für mein Verständnis eine recht kindliche Einstellung zu seiner Vergangenheit hat, sondern gegen unsere lieben Mitmenschen.
Zu feige, sich öffentlich mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen — und es ist unser aller Vergangenheit mit der Stasi gelebt zu haben —, wird gehetzt, geklatscht und angeschissen, wie immer. Das einzig neue: Jeder darf seine unterbelichteten Sprüche überall hinschmieren. Und in diesem Punkt übertreffen sich unsere Mitmenschen an Blödheit!
Was soll eine Morddrohung gegen einen Ex-Stasi, von dem ich nichts weiß, ich kenne seine Schuld nicht. Es ist natürlich wichtig, Schuld festzustellen und zu verurteilen, aber es ist genauso wichtig, die eigene Mitverantwortung nicht zu vergessen. Wer hat denn schon Kopf und Kragen riskiert im Kampf gegen DDR-Machenschaften oder/und Stasi-Seilschaften? Ich nicht und die breite Masse auch nicht. Stefan Viergutz, (Ost)Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen