piwik no script img

Hausbesetzer fordern faire Verträge

■ Magistrat legte in besetztem Haus die Wasser- und Energieversorgung lahm/ Besetzer fühlen sich betrogen

Potsdam. In einer von Jugendlichen besetzten Villa an der Potsdamer Havel haben Bauarbeiter am Mittwoch auf Weisung des Magistrats die Strom-, Gas- und Wasserversorgung unterbrochen. In dem stark geschädigten Gebäude wohnen seit dem 18. März 20 Erwachsene und fünf Kinder. Sie wollen eine Schreinerei, eine Näherei und andere Werkstätten gründen und eine Tagesstätte für behinderte und gesunde Kinder einrichten. Die Villa gehörte vor dem Zweiten Weltkrieg dem jüdischen Bankier und Begründer der Dresdner Bank, Max Heribert Israel Guthmann. Er mußte sie in der Nazizeit für symbolische 135.000 Reichsmark verkaufen, um seine Emigration zu finanzieren.

Die Hausbesetzer fühlen sich nach der Mitte Februar durch Westberliner Schlägertrupps versuchten Räumung eines Hauses in der Potsdamer Innenstadt nun vom Potsdamer Magistrat durch dessen Politik der »Räumung durch Aushungern« betrogen. In einer Pressemitteilung wird der Stadtverwaltung vorgeworfen, sich als gegenwärtiger Eigentümer der Havelvilla aus der politischen Verantwortung zu stehlen und die Besetzer zu kriminalisieren. In einem Schreiben bekräftigen die Hausbesetzer die Absicht, ihre Probleme durch eigene Wohn-, Arbeits- und Lebensprojekte zu lösen und fordern »jetzt faire Verträge für alle besetzten Häuser«.

In Potsdam halten inzwischen 250 bis 300 Jugendliche insgesamt 16 Häuser besetzt. adn

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen