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Ostberliner Kinder bleiben draußen

■ Westberliner weiterführende Schulen können aus Mangel an Plätzen kaum Ostberliner Kinder aufnehmen

Berlin. Nur in Ausnahmefällen — »nach Maßgabe der freien Plätze« — können Ostberliner Eltern auf einen Platz in den meist besser ausgestatteten »Westschulen« hoffen. Die meisten werden ihre Kinder in den nächsten Jahren nicht auf weiterführende Schulen im Westteil der Stadt schicken können. Das teilte gestern eine Sprecherin der Senatsschulverwaltung mit. Die Kapazität der Westberliner Gymnasien, Gesamt-, Real- und Hauptschulen reiche nicht aus, um weitere Kinder aufzunehmen. »Wir wollen keine neuen Mauern aufbauen, aber die Schulen im Westen sind voll.« Diese Situation wird sich wahrscheinlich erst in »drei bis fünf Jahren« ändern.

Ein Rundschreiben der Schulverwaltung hatte die Ostberliner Eltern aufgefordert, ihre Kinder möglichst in ihrem eigenen Bezirk anzumelden. Im Ostteil der Stadt läuft die Anmeldefrist für das Schuljahr 1991/92 vom 15. April bis zum Ende des Monats. In West-Berlin endet sie schon Mitte April.

Eine Umfrage von Januar und Februar 1991 hatte ergeben, daß 40 Prozent der Ostberliner Erziehungsberechtigten ihre Kinder nach der sechsten Klasse auf die Gesamtschule schicken wollen. 20 Prozent hätten sich für die Real-, drei Prozent für die Hauptschule und der Rest für das Gymnasium entschieden — kaum anders als in West-Berlin, wo allerdings weniger Kinder die Gesamtschulen besuchen.

Die Sprecherin betonte, für die Eltern seien die im Winter abgegebenen Empfehlungen der Lehrer für den Besuch der weiterführenden Schulen nicht bindend. In Ost-Berlin würde das Empfehlungsschreiben sogar nicht in die Schülerakte aufgenommen. Zweierlei Maß gilt für die Probezeit: Für die Ostberliner SchülerInnen entscheidet sich erst nach zwölf Monaten, ob sie tatsächlich auf der Schule bleiben, die sie nach der Grundschule gewählt haben. Im Westteil wird darüber schon nach sechs Monaten ein Urteil gefällt. dpa

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