piwik no script img

Schauburg-Kinderkino: "Valby - Das Geheimnis im Moor"

■ Bullerbü auf Zeitreise

Einer der Filme, die ich als kleiner Pöcks mit Begeisterung verschlungen habe, handelte von einer Gruppe Kinder, die mit einem Boot auf einem Fluß in die Zeit der Dinosaurier paddelten: „Reise in die Urzeit“.

Der dänische Film „Valby — das Geheimnis im Moor“ ist ganz ähnlich: Vier junge Helden reisen hier in einem Wohnwagen ins Mittelalter; nicht auf einem Fluß, sondern durch Funkwellen aus alten Radios. Die Erwachsenen sind, wie es sich für einen richtigen Kinderfilm von selbst versteht, wieder kaum mehr als Staffage. Je nach Alter, Geschlecht und Temperament können sich die Kids ihren Lieblingshelden aussuchen: Entweder Sven, der in seinem schäbigen Wohnwagen immer an Radios und Funkgeräten herumbastelt, seinen etwas drögen Freund Bo, die schicke Petra, in die natürlich beide Jungs verknallt sind, oder die kleine Schwester Hanna, die auf Gruselcomics und — Videos versessen ist, und durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist. Aus ihrem realistischen Kinderalltag werden die vier Freunde in in eine Moorlandschaft mit düsteren Rittern, zerlumpten Bauern sowie religiösen Eiferern versetzt, und dort verfolgt, eingesperrt oder als himmlisches Wunder angebetet. Wenn die mittelalterlichen Menschen mit einem Infrarotfernglas oder einer elektronisch piependen Eieruhr konfrontiert werden, gibt es einige anachronistische Gags im Stile von „Catweasel“, und nicht nur die Schlußpointe erinnert an „Return To the Future“. Aber im Gegensatz zu den Hollywoodmärchen kommt „Valby“ ohne spektakuläre special effekts aus: Der Wohnwagen wackelt ein wenig, es wird dunkel, grelle Blitze zucken, und ab geht die Fahrt ins Mittelalter.

Regisseur Ake Sandgren will die Kinder nicht über das Leben im Mittelalter belehren: Die fremde Zeit ist nur die unheimliche Kulisse für das Abenteuer. Aber am Schluß ist es wirklich spannend: Wird die abgesprungene Radkappe des Wohnwagens zur heiligen Reliquie? Wilfried Hippen

Schauburg täglich 16.00 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen