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Männerbilder — Frauenbilder

Das Geschlechterverhältnis an der Front  ■ Von Ilse Petry

Der Stand der feministischen Diskussion läßt die einfache Zuordnung „männlich = kriegerisch“ und „weiblich = friedfertig“ nicht mehr zu. Im scheinbaren Gegensatz dazu steht die Erfahrung, daß Männer und Frauen sich tendenziell unterschiedlich mit Krieg und Frieden auseinandersetzen. Es geht im folgenden vor allem um Konstruktionen, Denkweisen und Rollenbilder, die Männer und Frauen sich von sich selbst und dem anderen machen; „männlich“ und „weiblich“ sind also nicht mit dem biologischen Geschlecht gleichzusetzen. Es handelt sich vielmehr um Konzepte, die innerhalb des Patriarchats herausgebildet wurden, das heißt einer Gesellschaftsform, die ökonomisch, politisch und kulturell unterschiedlich ausgeprägt sein kann, deren Merkmale aber immer Trennung der Geschlechter (Dualismus) und die Dominanz der Männer sind. Zur Dominanz der Männer gehören aber nicht nur reine Herrschaftsbeziehungen, sondern auch die Definitionsmacht, als ein androzentristisches Weltbild, das den Männerstandpunkt zum menschlichen erklärt und festlegt, was rational und objektiv sei. Diese Merkmale prägen den Alltag, treten aber in Kriegen besonders deutlich hervor.

Schon wenige Tage nach Beginn der Kampfhandlungen wurde neben der Militärzensur auch die „technische“ Sprache der Berichterstattung, die Faszination des „Videokrieges“, kritisiert. Beides hängt eng zusammen: Wenn „Bomben aus Kampfflugzeugen strategische Ziele treffen“ oder „chirurgische Schnitte durchgeführt“ werden, dann ist das die normale Sprache der Militärs, Kriegsstrategen und Sicherheitsexperten. Das technisierte Reden über einen Krieg, der systematisch geplant und vorgedacht wird, läßt Menschen gar nicht mehr vorkommen. Dabei handelt es sich weniger um eine bewußte Verharmlosung mit dem Ziel, die Realität — zerfetzte, verbrannte Menschen — zu verheimlichen, sondern vielmehr um eine Art zu denken, also die Opfer nicht mehr wahrzunehmen. Das eigene Handeln und damit die Verantwortlichkeit verschwinden ebenfalls hinter den Waffensystemen und Einsatzplanungen. Wenn diese Art zu sprechen von Journalisten so bruchlos übernommen wurde, lag das nicht nur an der Militärzensur, sondern auch an der Faszination, die diese Expertensprache auf viele Menschen, aber in der Mehrzahl Männer, ausübt. Sie gilt jedoch auch als neutral, und die (fast ausschließlich) männlichen Experten der Kriegsführung bestehen auf der Objektivität ihrer Ausdrucks- und Denkweise und lehnen anderes Sprechen als moralisierend oder gefühlsbestimmt ab.

Ein zweiter Aspekt der militärischen Denk- und Sprechweise ist das Ausleben von Männerphantasien. Erinnert sei hier nur an die „Geburt eines Jungen“ („It's a boy!“) — so wurde die erste erfolgreiche Zündung einer Atombombe von ihren „Vätern“ bezeichnet. Dieses Denken setzte sich fort in Begriffen wie „Waffenfamilien“ und „Verwundbarkeit“ (von Waffen), das heißt die Ausblendung von Menschen geht einher mit der „Vermenschlichung“ von Vernichtungsinstrumenten. Ein klischeehaftes Geschlechterverständnis wird deutlich in Begriffen wie „Penetration“ (Eindringen in feindliches Territorium), das heißt der Gegner wird als „weiblich“ und damit als zu unterwerfendes Objekt vorgestellt. Der Besitz von möglichst wirksamen Waffen wird häufig mit Potenz gleichgesetzt. Auf der einen Seite also Technisierung und Abstraktion, auf der anderen Männlichkeitskonzepte: Dem Krieg als „clean cut“ steht das Signieren der Bombensprengköpfe durch Stabschef Powell und Verteidigungsminister Cheney gegenüber („Für Saddam, in Liebe“), die sich und andere ihrer eigenen Überlegenheit versicherten und sich dabei pubertärer Methoden bedienten.

Beim Begriffspaar Männlichkeit und Militär stellt sich schnell die Assoziation „Held“ ein. Obwohl alle Menschen genau wissen müßten, daß Kriege schon immer wenig mit strahlendem Heldentum zu tun hatten, und heute weniger denn je — der Kampf „Mann gegen Mann“ wurde schon längst durch Kampfbomber, Panzer und High-Tech-Waffen abgelöst —, scheint dieses Rollenbild noch immer fest in den Köpfen verankert zu sein. (Wohl aber vor allem in den Köpfen, die im Ernstfall nicht hingehalten werden müssen.) Eine Motivation für Heldentum, das heißt den Wunsch, in die Geschichte einzugehen, ist die Angst vor dem Tod, die paradoxerweise dazu führt, den Tod in Kauf zu nehmen, wenn der Preis dafür eine wie auch immer geartete Unsterblichkeit ist.

Es scheinen eher Männer für solches Denken empfänglich zu sein, weniger weil sie sich aufgrund ihrer Unfähigkeit zu gebären eine Weiterexistenz über den Tod hinaus sichern müßten, sondern vielmehr weil an Männer viel stärker als an Frauen die Erwartung gerichtet wird, „eine Tat zu vollbringen“ (kurz: Männer werden, Frauen sind). Saddam Husseins Selbstdarstellung war ein deutliches Beispiel — auch wenn er natürlich vorerst nur unzähligen anderen den „Heldentod“ zukommen ließ.

Präsident Bush feiert nun seine „siegreichen“ Helden. Für die Mehrzahl der einfachen Soldaten allerdings stimmen diese Vorstellungen nicht mit ihrer Lebensrealität überein, auch wenn aggressiv-männliches Verhalten bei manchen Truppenteilen regelrecht antrainiert wird. Die offen artikulierte Angst vieler deutscher Soldaten vor einer Verschickung in die Türkei löste denn auch bei der Bundeswehr-Führung heftige Irritationen und Reaktionen aus.

Zum anachronistischen und doch noch wirksamen Heldenbild gehören Stärke und Einzelkämpfertum. Die Filmfigur Rambo, die genau dies verkörpert, wurde in den ersten Kriegstagen oft genannt. Ein Held darf natürlich keine Schwäche zeigen oder zugeben. Auch das ist ein Grund, warum von den Opfern nicht die Rede ist — es sei denn, sie können propagandistisch verwendet werden. Angst, die auf beiden Seiten sehr wohl vorhanden war, aber nicht offen ausgesprochen werden konnte, wurde in Aggression nach außen, aber auch in Handlungsdruck übersetzt. So waren Saddam Husseins Motive für die Annexion von der Angst vor Machtverlust bestimmt; auf der Gegenseite wurden durch das Ultimatum und damit die Entscheidung zum Krieg Handlungszwänge geschaffen.

Zu den Klischeevorstellungen von „männlich“ und „weiblich“ gehören auch die Zuschreibungen rational und irrational. Die „Große Politik“, also auch die Außenpolitik, verfahre, so der „Common sense“, nach rationalen Kriterien (und seien es die des Machterhalts), ebenso die militärische Planung (vgl. die „Logik der Abschreckung“). Wie rational, wie logisch war aber auf beiden Seiten die Entscheidung für einen Krieg? Spielten nicht auch gefühlsbetonte Begriffe wie Ehre und Gesichtsverlust eine große Rolle? Eben diese Motivationen wurden allerdings der jeweils anderen Seite nicht zugestanden, dort wurden sie sehr wohl als „irrational“ bezeichnet. Wahrnehmung wie Darstellung der Gegenseite waren bestimmt von Überlegenheitsrhetorik und polarisierend bis zur Diffamierung: Gut stand Böse gegenüber, es konnte nur Sieg oder Niederlage geben.

Saddam Husseins Gründe für die Annexion Kuwaits mögen für ihn rational gewesen sein, doch spätestens nach dem UN-Ultimatum und der Verdopplung der amerikanischen Truppen hätte ihm klar sein müssen, daß er — materiell — nicht(s) mehr gewinnen konnte. Für die Ziele der USA beziehungsweise der Alliierten (Wahrung des Völkerrechts, Vormacht, ökonomische Interessen) erscheint nach dem schnellen Sieg die Entscheidung zum Krieg als rational. Doch war sie es wirklich? Wenn die Behauptung, die irakische Armee sei stark, kampfbereit und bestens ausgerüstet, nicht nur vorgeschoben war, um die Zustimmung zur Kriegsentscheidung zu gewährleisten, stellt sich die Frage, ob ein längerer Krieg nicht alle Ziele ad absurdum geführt hätte. Auch jetzt schon gleicht das befreite Kuwait einem verseuchten Landstrich. Ob der israelisch-arabische und der israelisch-palästinensische Konflikt in der Nachkriegszeit gelöst werden können, bleibt abzuwarten. Offen ist auch, ob sich die USA als neue Ordnungsmacht in der Region behaupten werden. Vor allem aber wird in der Euphorie des schnellen Sieges die Frage nicht mehr gestellt, ob die vielfältigen Konflikte, die im Golfkrieg eine Rolle spielten, nicht auf andere Weise hätten gelöst werden können — wenn man(n) wirklich gewollt hätte. Statt dessen wird die Rüstungsspirale im Nahen Osten wieder in Gang gesetzt.

Es war zwar viel von Logik die Rede, doch es ist die „Logik der Eskalation“, die Logik des Krieges, also ein in sich geschlossenes System sogenannter Entscheidungszwänge. Mit dem „normalen“ Verständnis von Vernunft und Folgerichtigkeit hat das wenig zu tun. Militärische Planungen und Einsatzstrategien stellen auch die Forderung in Frage, an jedem Punkt das eigene Handeln überprüfen und gegebenenfalls revidieren zu können. Es schien aber im Golfkonflikt für beide Seiten leichter, sich auf die Risiken eines Krieges einzulassen als auf die Risiken einer nichtkriegerischen Konfliktlösung.

Alle diese Entscheidungen wurden von Männern getroffen, aber welche Rolle spielten Frauen in diesem Krieg? Sind sie nur Opfer, stehen sie gar außerhalb des Gewaltsystems? Wenn von den männlichen Hauptprotagonisten die Rede war, so ist in Erinnerung zu rufen, daß wir es nur aus innenpolitischen Gründen nicht länger mit einer kriegsbegeisterten und kriegstreibenden Margaret Thatcher (wie im Falkland/Malvinas-Krieg) zu tun hatten. Sind Frauen keinen Deut besser, wenn man(n) sie nur ließe? Kämpfende oder kriegerische Frauen können jedenfalls nicht als „anormal“ bezeichnet werden. Die „natürliche Friedfertigket“ der Frau war zunächst ein männliches Konstrukt. Es diente zum einen dazu, Frauen von der Macht fernzuhalten, nämlich in einer Zeit, in der die Herausbildung von Nationalstaaten, (männliche) Bürgerrechte und das Recht wie die Pflicht, Waffen zu tragen, also zu kämpfen, aufs engste miteinander verknüpft waren. Gleichzeitig wurde damit ein Gegenpol zur männlichen, wettbewerbsorientierten „Außenwelt“ geschaffen, ein familiäres Rückzugsgebiet, das zwar gewisse Freiräume bieten mochte, aber eben auf männliche Interessen zugeschnitten war und vor allem Frauen keine Wahlmöglichkeit zwischen innen und außen, privat und öffentlich ließ.

Die Bilder, die in den Medien während des Golfkrieges von Frauen vermittelt wurden, waren Bilder von Opfern und von Mittäterinnen. Es war öfter von der „Vergewaltigung Kuwaits“ die Rede — ein höchst fragwürdiger Sprachgebrauch. Von den tatsächlichen Vergewaltigungen, der Verletzung der physischen und psychischen Integrität von Frauen, war allenfalls in Nebensätzen die Rede.

Die Tatsache, daß viele Frauen, vor allem philippinische Hausangestellte, in Kuwait von irakischen Soldaten vergewaltigt wurden, hat keineswegs Entrüstungsstürme hervorgerufen (was auch, aber wohl nicht in erster Linie, mit ihrem niedrigen Status zu tun hat) — männliche Gewalt gegen Frauen gilt offenbar immer noch als „normal“. Vergewaltigung in Kriegen ist eine der schlimmsten Formen der Nichtachtung von Frauen, weil sie über die Tatsache ihrer Demütigung und Verletzung hinaus auch die Funktion hat, den (männlichen) Gegner zu demütigen, das heißt die Frau wird zum Mittel gemacht, um die Eroberung zu manifestieren und die Ehre des anderen anzugreifen. Opfer sexueller Gewalt wurden auch kurdische Frauen im Grenzgebiet der Türkei zum Irak. Die These, daß in Kriegs- und Krisenzeiten Gewalt gegen Frauen — nicht nur durch Soldaten — zunimmt, wurde auf bedrückende Weise durch einen Bericht aus Israel bestätigt. Dort stieg die Zahl der Vergewaltigungen während der Bombardements rapide an, und zwar vor allem Vergewaltigungen durch nahe Verwandte und Bekannte, bei denen die Frauen während der Angriffe Schutz gesucht hatten.

Bilder von arabischen Frauen, wenn sie uns überhaupt erreichten, waren Bilder von Toten und Flüchtlingen, aber auch von islamischen Fundamentalistinnen und Palästinenserinnen, die Saddam Hussein zujubelten. Über dieses Faktum hinaus wurde allerdings auch die alte Behauptung, daß Frauen ideologieanfälliger seien als Männer, transportiert. Warum vor allem arme arabische Frauen in Saddam Hussein eine Identifikationsfigur sahen, wurde dabei kaum erwähnt; ebensowenig die Tatsache, daß der Fundamentalismus eine große Gefahr für die kleine Schicht der (privilegierten) Frauen darstellt, die sich eigene Lebensentwürfe schaffen konnten.

Welche Bilder von indirekt und direkt am Krieg beteiligten Frauen zeigten die Medien? Da waren zunächst die Ehefrauen, Mütter, Freundinnen von Soldaten, die zwar alle große Angst um ihre Angehörigen äußerten; jubelnde Kriegsbegeisterung war eher selten. Doch die Angst wurde sofort unter Berufung auf die Notwendigkeit, Befehlen zu folgen, rationalisiert. Diese Frauen fügten sich also lieber der Zwangsläufigkeit von Prozessen, als aus ihrer Angst auch nur verbale Konsequenzen zu ziehen. Allerdings kamen die Frauen, die ihre Angehörigen bei der Verweigerung des Kriegsdienstes unterstützten, in den meisten Medien so gut wie gar nicht zu Wort.

Auch wenn sie sprachlich meist unter den Tisch fielen: von den circa 500.000 US-Soldaten in Saudi-Arabien waren 35.000 Frauen, im britischen Kontingent befanden sich circa 100 Soldatinnen. Sie sind am ehesten Mittäterinnen zu nennen, doch ihre Darstellung ließ sie mehr als Exotinnen denn als „normale“ Soldaten erscheinen. Beispielsweise das Bild der US-Soldatin, die mit dem Teddy unterm Arm an die Front zieht: Abgesehen davon, daß wohl kaum ein Mann seine Rolle so „desavouieren“ würde, scheint dieses Bild zwar Menschlichkeit, jedoch auch und vor allem Unernsthaftigkeit zu suggerieren. Dennoch war diese Soldatin ebenso wie alle anderen den Befehls- und Gehorsamsstrukturen des Militärs unterworfen. Wenn Soldatinnen mit Waffen abgebildet wurden, hatte das eindeutig den Reiz des Außergewöhnlichen; auffällig ist, daß diese Bilder eher an Werbeplakate erinnerten (alle lachen, alle sehen gut aus, fast alle sind weiß, obwohl Schwarze überproportional in der US-Armee am Golf stationiert waren). Das zweite Darstellungsmuster war die Soldatin als Mutter: Frauen, die weinend von ihren Kindern Abschied nehmen, das Foto ihrer Kinder am Helm tragen.

Die „Frauen an der Front“ waren der Zeitschrift 'Quick‘ sogar eine Titelgeschichte wert, anhand derer sich gut nachvollziehen läßt, wie die alten Rollenmuster fast unbeschadet den Eintritt von Frauen ins Militär überstanden haben. So gilt in allen regulären Armeen, die Frauen aufnehmen, das Verbot ihrer Beteiligung am direkten Kampfeinsatz. Dies ist wohl ein Versuch, daran festzuhalten, daß Frauen in der männlichen Vorstellung ja eigentlich doch die Schutzbedürftigen sind; dabei bleibt außer acht, daß es die eindeutige Trennung von „Front“ und „hinter der Linie“ schon lange nicht mehr gibt. Ein Grund für den eingeschränkten Einsatz von Frauen ist aber auch die Befürchtung vieler Militärs, daß beim Kampf die Motivation der Männer leiden könnte, wenn neben ihnen eine Frau eingesetzt wäre. Daneben ist diese Regelung Ausdruck der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung: Frauen sind weniger kämpfende Soldatinnen (Ausbildung an Waffen vor allem zur Selbstverteidigung) als vielmehr Dienstleistende (Wartung, Nachschub, Kommunikation etc.) und Pflegende — und dadurch für die militärische „Infrastruktur“ unentbehrlich. Auffällig ist auch, daß gerade bei den Soldatinnen Überlegungen angestellt wurden (wie verkraften sie den Abschied von ihren Kindern, die vielleicht Waisen werden?; es seien junge Frauen, denen die Zukunft genommen werden könnte), die bei Männern nicht auftauchten, die doch ebenfalls (überwiegend) junge Menschen, darunter auch Väter, sind.

Die vorangegangenen Beispiele zeigen, daß Frauen nicht nur Opfer, sondern auch Beteiligte am Gewaltsystem des Kriegs sind. Sich auf die „natürliche Friedfertigkeit“ der Frau zu berufen, kann also keine Handlungsmöglichkeit für Frauen darstellen, weil sie real einfach so nicht zutrifft. Dagegen spricht aber auch die ideologische Verortung dieses Begriffs innerhalb des dualistischen Denkschemas: Wenn die Friedfertigkeit nur der Gegenpol zur Gewaltbereitschaft ist, bedingen sich diese Konstrukte gegenseitig, die „männliche Gewalt“ definiert sich als Gegensatz zur „weiblichen Friedfertigkeit“ und umgekehrt. Skeptisch sollten Frauen vor allem deshalb gegenüber diesem Konzept sein, weil die Friedfertigkeit, wenn sie nur Frauen qua Natur zugeordnet wird, die Gewaltordnung (auch im Alltag) eher stützt als in Frage stellt. Schließlich ist zu bedenken, daß Männer, wenn sie sich auf die friedlicheren und „besseren“ Frauen berufen, ihnen auch die Verantwortung zuschieben, nun all das wieder „in Ordnung zu bringen“, was (mehrheitlich) Männer angerichtet haben. Frauen müssen sich auch darüber bewußt werden, wie sie mit eigenen Aggressionen umgehen, denn auch scheinbar friedliches Verhalten kann in Wahrheit Delegation offener Gewalt an andere sein. Es gibt auch „weibliche“ Gewaltformen, die allerdings nicht in das Bild von Gewalt passen, das von „männlichem“ Aggressionsverhalten bestimmt ist.

Wenn uns Frauen Teile des „weiblichen Sozialcharakters“, wie zum Beispiel weniger wettbewerbsorientiertes Verhalten oder andere Kommunikationsstrukturen, erhaltenswert scheinen, dann ist zumindest zu fragen, wie sie aus dem dualen System in etwas Drittes, Neues übertragen werden können. Und wir haben uns darüber hinaus der Erkenntnis zu stellen, daß Frauen im Westen beziehungsweise Norden auch vom dominanten verhalten patriarchaler Gesellschaften profitieren, wenn es zum Beispiel um ökonomische Vormachtstellungen geht.

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