Kurden erfrieren auf der Flucht

■ Berichte über 38 erfrorene Flüchtlinge/ Kinder besonders bedroht/ Türkische Regierung verstärkt Militär an den Grenzen/ Ruf nach internationaler Hilfe wird lauter/ Beratungen des Sicherheitsrates

Berlin (taz) — In den Bergen Kurdistans starben jetzt die ersten Flüchtlinge durch Schnee und Frost. Die Menschen, die vor den anrückenden irakischen Truppen in eine ungewisse Zukunft fliehen, sind oft nur leicht bekleidet und ohne jeden Schutz gegen die Kälte. Ein französischer Journalist berichtete, er habe vier erfrorene Kinder gesehen. Türkische Zeitungen meldeten aus zunächst unbestätigten Quellen, 38 Menschen seien dem Kältetod zum Opfer gefallen; darunter sollen auch 24 Kinder unter sechs Jahren gewesen sein.

Die iranische Nachrichtenagentur 'Irna‘ sprach gestern von 40 erfrorenen oder verhungerten Flüchtlingen. Unterdessen hat die türkische Regierung die Präsenz von Militäreinheiten entlang der Grenze zum Irak weiter verstärkt. Am Vortag hatte sie angekündigt, daß sie keine Kurden ins Land lassen werde.

Die irakische Regierung erklärte gestern den Aufstand im Norden des Landes für beendet und appellierte zugleich an die Geflohenen, nach Hause zurückzukehren. Außerdem gab Bagdad die Rückeroberung der Stadt Suleimaniya, der letzten Hochburg der Aufständischen in Kurdistan, bekannt.

Angesichts der katastrophalen Lage in der Grenzregion wird der Ruf nach internationaler Hilfe für die Kurden nun lauter. Die USA kündigten an, nach der Verabschiedung der Waffenstillstandsresolution im Sicherheitsrat der UNO die humanitäre Lage im Irak auf die Tagesordnung zu setzen. Die französische Regierung beantragte eine beratende Sitzung des Sicherheitsrates zur Kurdenfrage, die noch gestern stattfinden sollte. Außenminister Dumas sprach von einer „Pflicht der Einmischung“. SEITEN 7 UND 10