: SPD: Nölle steht für Unternehmerpolitik
■ Kandidat soll sich beurlauben lassen
Eine „Richtungsänderung, die die politischen Auseinandersetzungen in der Hansestadt verschärfen werden“, sieht der SPD- Fraktionsvorsitzende Claus Dittbrenner in der Nominierung des Sparkassen-Vorstandsmitgliedes Ulrich Nölle zum CDU-Spitzenkandidaten für die kommende Bürgerschaftswahl.
In einer ersten Stellungnahme warnte der Sozialdemokrat vor einer auf reine Unternehmerinteressen fixierten Wirtschafts-und Sozialpolitik in Bremen. „Wer im Staat nur ein Mittel sieht, den Rahmen für einen sich frei entfaltenden Markt zu organisieren, der handelt gegen die Interessen der Bremer Bevölkerung“, meinte Dittbrenner gestern vor Journalisten.
Die Nominierung eines Neulings sei charakteristisch für die Personallage der CDU und eine Ohrfeige für die Christlich-demokratische Bürgerschaftsfraktion unter Peter Kudella, erklärte der Stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Horst Isola. Die CDU habe es nicht geschafft, innerhalb ihrer Reihen einen erfolgversprechenden Kandidaten auszuwählen. Beide SPD-Politiker gehen davon aus, daß Nölle, entgegen eigenem Bekunden, nicht als Oppositionsführer in die Bürgerschaft einziehen werde. „Insofern ist die Nominierung Nölles eine Scheinkandidatur“ meinte Dittbrenner.
Beide Sozialdemokraten forderten gestern den CDU-Kandidaten und Mitglied des Sparkassenvorstandes auf, sich für die Zeit des Wahlkampfes und einer möglichen, folgenden Legislaturperiode von seinem Sparkassenjob beurlauben zu lassen. „Zwar ist die Sparkasse kein öffentliches Unternehmen. Aber ihr Ruf als Unternehmen vor allem der kleinen Sparer könnte den Verdacht des Filzes nahelegen“, meinte Isola. Dittbrenner behauptete gar, daß sich der Verwaltungsrat der Sparkasse entgegen Nölles Wort bisher noch nicht mit der Kandidatur Nölles befaßt habe.
Gelassenheit legten die Genossen an den Tag, als sie nach den Chancen des Bankers befragt wurden. „Ich schätze, daß die CDU bei ihrem letzten Bürgerschaftergebnis stehenbleibt“, meinte SPD-Vize Horst Isola, der für die Sozis an eine absolute Mehrheit glaubt.
mad
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