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Krüger setzt die Klinge an

■ Jugendsenator nabelt zwei der größten Drogenprojekte ab Herbst von staatlicher Förderung ab/ Neuer Träger wird voraussichtlich die Landesversicherungsanstalt/ Nach Einschätzung der Projekte würden ihre Konzepte so ad absurdum geführt

Berlin. Noch bevor der Finanzsenator Haushaltseckdaten für die einzelnen Verwaltungen festgelegt hat, liefert Jugendsenator Thomas Krüger (SPD) eigene Einsparungsideen: Zwei der größten betroffenenorientierten Therapieprojekte im Drogenbereich, der Anti-Drogen-Verein (ADV) und der von der Caritas geleitete Ruhwaldpark, sollen ab Oktober keine Senatsgelder mehr erhalten. Nur noch die zum ADV gehörende Ausbildungswerkstatt für ehemalige Drogenabhängige würde mit 10 Prozent des jetzigen Etats weiter gefördert. Bislang hatte der Senat jährlich etwa 900.000 Mark für den ADV und knapp 500.000 Mark für den Ruhwaldpark hingeblättert.

Die beiden Projekte, wiegelt der Landesdrogenbeauftragte Wolfgang Penkert ab, sollen im Herbst »in freie Trägerschaft« entlassen werden. Im Klartext: Die beiden Einrichtungen müssen sich innerhalb von sechs Monaten um eine Finanzierungsvereinbarung mit dem zuständigen Rentenversicherungsträger bemühen. Für den ADV-Geschäftsführer Christian Clausnitzer bedeutet dies eine »massive Beschneidung« des Berliner Drogenhilfesystems. Die Vorgaben seitens des Rentenversicherungsträgers »werden das ADV-Konzept so verändern, daß unser offenes Therapie-Angebot verschwindet«.

Der ADV arbeitet seit 15 Jahren vorwiegend mit Klienten, die bereits eine oder mehrere Therapien abgebrochen oder zwangsweise, aufgrund von gesetzlichen Auflagen (§35 — Therapie statt Strafe), eine Therapie begonnen haben. Die ersten ein bis eineinhalb Jahre verbringen die Ex-Abhängigen in betreuten Wohngemeinschaften, danach haben sie im Rahmen der Nachsorge Ausbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten in Tischlereien und Läden des ADV und/oder können in einer der Wohngemeinschaften unterkommen. Zwei der vier ADV- WGs wurden für HIV-Infizierte eingerichtet.

Anliegen des Vereins war es immer, so Clausnitzer, ihren Klienten die Wahl ihrer Therapieform zu ermöglichen. Die von der LVA vorgeschriebene Einstellung von Ärzten, Psychologen und Krankenschwestern werfe dieses Prinzip der »freien Therapie« völlig über den Haufen. Auch die Leiterin des Ruhwaldparks, Ilka Karina Rhein, hält eine Umstrukturierung ihrer Einrichtung mit der LVA für unumgänglich. Inwieweit es zu einer inhaltlichen Konzeptionsänderung der Einrichtung käme — mit dem Therapieschwerpunkt Selbsterfahrung betreut der Ruhwaldpark ehemals drogenabhängige Schwangere, Alleinstehende und Mütter/Väter mit ihren Kindern—, hinge von der Verhandlungsbereitschaft der LVA ab. Der Zeitraum für eine Einigung sei jedoch knapp. Der Landesdrogenbeauftragte betrachtet die Angelegenheit pragmatisch: »Alles Verhandlungssache.« maz

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